nach oben gebremst Gutachterausschuss des Landkreises ermittelt Richtwerte. Von Reinhold Löchle Marktoberdorf/Ostallgäu Wer bauen will und deshalb ein Grundstück kaufen muss, steht den Angeboten oft ratlos gegenüber: Ist der verlangte Quadratmeterpreis zu hoch? Ist er marktüblich oder gar ein Schnäppchen? Einen Überblick der aktuellen Preise vermittelt die Bodenrichtwertliste, die der Gutachterausschuss des Landkreises alle zwei Jahre erstellt. Das Preisspektrum reichte Ende vergangenen Jahres von 35 Mark pro Quadratmeter in Untrasried bis zu 1000 Mark in der Füssener Altstadt. Allgemein sei zu beobachten, dass bei den zum Teil ohnehin schon hohen Preisen 'die Tendenz nach oben gebremst ist', weiß Wilfried Petrick, Geschäftsstellenleiter des Gutacherausschusses des Landkreises.
Etwa 2500 Grundstücks-, Haus- und Wohnungsverkäufe werden jedes Jahr im Landkreis Ostallgäu abgewickelt. Laut Petrick entfallen davon etwa 40 Prozent auf unbebaute Grundstücke und landwirtschaftliche Flächen. Die Notare müssen die in den Verträgen aufgeführten Kaufsummen für die Grundstücke dem Gutachterausschuss melden, der daraus eine Bodenrichtwertliste erstellt, und zwar für alle Städte und Gemeinden, aber auch für Ortsteile und einzelne Baugebiete.
In dem 20-köpfigen Ausschuss sitzen un- ter anderm freie Gutachter, Stadtbaumeister, Immobilienmakler, Architekten sowie Vertreter der Forstwirtschaft, des Finanzamtes und des Landratsamtes Ostallgäu. Den Vorsitz hat Gudrun Hummel, Juristin im Landratsamt, ihr Stellvertreter ist Wilfried Petrick.
Nach den Beobachtungen von Petrick haben die Bodenpreise in Umlandgemeinden von Städten in den letzten Jahren angezogen, da viele Häuslebauer günstigen Baugrund suchten. Eine Ausnahme bilde Marktoberdorf: 'Hier wurde immer sehr gutes und viel Bauland ausgewiesen.' Wer aufs Land ziehen will, kann dort häufig mit sehr niedrigen Preisen rechnen, wobei allerdings nicht selten preisgünstiger Boden Einheimischen vorbehalten ist. Wer aber in bevorzugte Lagen von Städten oder Tourismusgemeinden will, muss sich auf ganz andere Größenordnungen einstellen. Für das Marktoberdorfer Gewend wurde ein Richtwert von 350 Mark errechnet, für das Schwangauer Baugebiet 'Alterschrofen' 550 Mark. Und Füssens Altstadt bildet mit 1000 Mark die Spitze 'und das wird auch bezahlt', wie Petrick weiß.
Lage, Infrastruktur, Verkehrsanbindung, Freizeitwert, Arbeitsplätze am Ort dies und vieles mehr sind Faktoren, die die Preise beeinflussen. Während zum Beispiel eine neue, stark frequentierte Straße neben einem Baugebiet die Preise drücken kann, sorgen Verbesserungen bei der Wohnqualität nicht selten für einen Schub nach oben. In Buchloe macht sich der Zuzug von Münchnern kräftig bemerkbar: Innerhalb weniger Jahre seien dort die Preise um etwa 80 Mark hochgeklettert. Petrick: 'Der Norden hat im Preisbereich stark aufgeholt. Es gibt kein direktes Gefälle mehr zwischen dem Süden und Norden.'
Gewerbegrund: maximal 150 Mark
Im Süden sei aufgrund des ohnehin hohen Preisniveaus keine Steigerung 'ausgenommen in Spitzenlagen' mehr zu beobachten. Auch Marktoberdorf blieb in etwa auf dem alten Stand. Dazu trug nach Einschätzung von Petrick wesentlich bei, dass der im Süden und in der Mitte des Landkreises früher stark entwickelte Geschosswohnungsbau 'weitgehend zum Erliegen kam'.
Wie bei Wohnbauflächen, so ist nach Angaben von Wilfried Petrick auch bei Gewerbeflächen in den letzten Jahren die Entwicklung nach oben gebremst: 'Hier zeichnen sich etwa 150 Mark als obere Grenze ab'. Gerade für die Wirtschaft werde die Arbeit des Gutachterausschusses immer wichtiger, ist er sich sicher. Schließlich könne dieser wichtige Daten liefern, wenn ein Unternehmen vor der Standortwahl stehe.