Kempten (buc). Vier junge Männer haben am Dienstagabend in Kempten einen 18 Jahre alten Blinden angegriffen und mit mehreren Faustschlägen im Gesicht verletzt. Den Eltern des Opfers wurde aus nächster Nähe mit einem Schreckschussrevolver vor die Füße geschossen. Die Polizei nahm vier alkoholisierte Verdächtige fest. Der mutmaßliche Haupttäter verletzte einen Beamten durch Tritte und musste schließlich an Händen und Füßen gefesselt abtransportiert werden. Offensichtlich, so Kemptens Polizeichef Michael Keck, haben die vier Verdächtigen - sie stammen wie das Opfer aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion - dem Blinden die Hand geben wollen. Der habe aber wegen seiner Behinderung nicht reagieren können. Wohl aus Verärgerung über die vermeintliche Nichtbeachtung schlug ihm daraufhin einer der vier ins Gesicht. Als die Eltern ihrem Sohn zu Hilfe eilen wollten, wurden sie mit einem Schreckschussrevolver bedroht, mit dem einer des Quartetts ihnen vor die Füße schoss. Der durch die Faustschläge Verletzte kam zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus. Derweil lief die Fahndung nach den Tätern an. Gegen Mitternacht, knapp eine Stunde nach der Tat, konnten die Gesuchten im Stadtgebiet gestellt werden. Die 23 bis 26 Jahre alten Männer seien alle schon polizeibekannt, so Keck.
Der 23-jährige mutmaßliche Haupttäter, ein in Kasachstan geborener Deutscher, leistete bei der Festnahme ganz erheblichen Widerstand. Nach bisherigem Erkenntnisstand soll er es auch gewesen sein, der den Eltern des Opfers vor die Füße geschossen hat. Bei ihrer Festnahme führten sie einen Rottweiler mit sich. Der Hund kam zuerst ins Tierheim und wurde dann seiner Besitzerin übergeben. Auch bei der von der Staatsanwaltschaft angeordneten Blutentnahme und in der Zelle sei der 23-Jährige noch äußerst rabiat gewesen, sagt Kecks Stellvertreter Wolfgang Nitsche. Einen Beamten habe er mit den Worten bedroht: 'Du bist der nächste, den ich kalt mache. Wenn ich raus komme, laufe ich Amok.' Als Reaktion auf das Ereignis kündigte Leitender Polizeidirektor Hans-Jürgen Memel eine erhöhte Polizeipräsenz in Kempten an. In der Stadt, betonen Keck und Nitsche, sei die Integration der jungen, so genannten 'Russlanddeutschen' weit fortgeschritten. Allerdings, so Nitsche, gebe es einen 'harten Kern von rund 25 Personen, die aufgrund ihres Alters, fehlender Sprachkenntnisse und nicht vorhandenem Willen sich helfen zu lassen, leider durch alle Netze gefallen sind'. Die, fürchtet er, werden wohl alle 'so lange weitermachen, bis sie eingesperrt sind'. Immer öfter, warnt Keck, werden bei Straftaten 'täuschend echt aussehende Schreckschusswaffen' eingesetzt. Darum werden die Polizeibeamten in Zukunft vermehrt auf ihre Eigensicherung achten müssen. Werde ein Polizist mit solch einer Waffe bedroht, liege durchaus eine Notwehrsituation vor, die schlimm enden könne (die AZ berichtete).