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Artikel: Blasmusik steht bei vielen jungen Menschen nach wie vor hoch im Kurs

10. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Serie Zwischen traditionellen und modernen Klängen wird kein Widerspruch gesehen

Von Dominik Doschek |KaufbeurenAuf einem Dorffest oder im Bierzelt wird meist Blasmusik gespielt. Schaut man sich dort die Besetzung der Kapellen an, stellt man schnell fest, dass sie oft einen großen Anteil an jungen Leuten aufweisen. Was verwundert: Die gleichen jungen Leute sind oft auch auf Wochenendpartys anzutreffen, wo sie je nach Gusto zu den Klängen von Rock, Punk, Hip-Hop oder Metall feiern.

Für Andrea, Karina, Thomas und Christoph zum Beispiel, vier Jungmusiker aus Mauerstetten und Hirschzell zwischen 16 und 22 Jahren, hat das Musizieren in der Kapelle seinen Reiz. Viele kommen aus sehr musikalischen Familien und haben auf diese Weise ihren Weg in eine Kapelle gefunden. "Bei uns musizieren alle, und ich spiele auch schon seit acht Jahren", berichtet die 16-jährige Andrea. Auf die Frage, ob sie auch in ihrer Freizeit Blasmusik hören, antworten die meisten aber lächelnd: "Nicht wirklich." Zu Hause verfolgt man dann doch lieber die aktuellen Charts oder speziellere Musikrichtungen.

Vom Musikgeschmack her würde man zwar Andrea, Karina, Thomas und Christoph eher in einer modernen Rock- oder Popband suchen, was aber schon allein wegen der Instrumente nicht so recht funktionieren würde: Klarinette oder Querflöte passt - bis auf Ausnahmefälle - wohl nicht zur Rockmusik. Lediglich Schlagzeuger Thomas könnte in dieser Beziehung Neuland betreten. Aber er meint, dass gerade die Abwechslung in der Blaskapelle das Musizieren so interessant macht. "Wir spielen nicht nur die klassische Polka." Vor Kurzem erst habe seine Truppe ein Stück des Musicals "Phantom der Oper" zum Besten gegeben.

"In der Bundesliga"

Das Umfeld und der Abwechslungsreichtum werde aber von den jungen Leute sehr geschätzt. "Es gibt die Möglichkeit, bei unterschiedlichen Anlässen aufzutreten, sowohl in Kirchen als auch auf Umzügen oder bei Wertungsspielen" berichtet Christoph. So spiele seine Kapelle "quasi in der Bundesliga und nur noch ein Aufstieg in die Champions- League wäre möglich, wozu man aber die Anzahl der Übungsstunden erheblich erhöhen müsste". Was die Zeit für andere Freizeitaktivitäten wiederum erheblich einschränken würde.

"Neben dem musikalischen Aspekt sind die Treffen an und für sich schon lohnenswert. Nach der Probe noch zusammensitzen und sich unterhalten, ist immer lustig", meinen die Musiker. Zusätzlich gibt es gemeinsame Ausflüge: Nach Paris und Berlin etwa sind die Hirschzeller Musikanten schon gefahren.

"Und das macht immer Spaß", so Karina. Das soziale Miteinander ist für die Kapellen genauso wichtig wie das Musizieren selbst.

30 Talente in der Ausbildung

Den Aussagen von Thomas und Christoph zufolge sind in der Mauerstettener Kapelle beispielsweise derzeit über 80 Prozent Jungmusiker - und weitere 30 neue Talente würden ausgebildet. Wie man sieht, legen also viele junge Menschen nach wie vor Wert auf Tradition.