Für die Bäuerinnen im Landkreis ist der Landfrauentag immer ein besonderes Ereignis. Heuer, zum 40. Geburtstag des Kreisverbands, gab es hohen Besuch aus Augsburg: Bischof Dr. Walter Mixa war gekommen und präsentierte sich als volksnaher Kirchenmann mit festen Überzeugungen.
Klare Sache, dass bei einem solchen Anlass der "Löwen"-Saal in Lindenberg brechend voll war und die Zahl der Ehrengäste eine lange Liste füllte. Kreisbäuerin Herta Hitzhaus und Stellvertreterin Gabi Kulmus teilten sich die Begrüßungszeremonie und stimmten dann auf das Jahresthema der Landfrauen "Starke Familien - lebendige Dörfer" ein. Hitzhaus bekannte, dass sie sich um die Dörfer weniger Sorgen mache als um die Familien, die auch hier zunehmend in Schwierigkeiten kommen.
Bischof Mixa ging in seinem Vortrag auf die zunehmende Vereinzelung, Individualisierung und Egoismen in der Gesellschaft ein. Er stellte fest, dass es auch früher keine heile Welt gegeben habe, aber "heute scheint das Ich den Vorzug vor dem Wir zu haben". Umso wichtiger sei die Bedeutung von Familie und Dorf. Gerade in den Dörfern spielten gewachsene Strukturen noch eine große Rolle, verbänden Traditionen und Religion die Menschen.
"Natürliche Rechte der Ehe"
Es war ein Hohelied auf die Familie, das Mixa anstimmte. Sie sei "Urzelle jeder staatlichen oder gesellschaftlichen Gemeinschaft"; "Prototyp jeder sozialen Ordnung"; "wirksames Mittel zur Humanisierung und Personalisierung der Gesellschaft". Aufgabe der Kirche sei es, die natürlichen Rechte von Ehe und Familie sowie den Schutz vor ungerechtfertigten staatlichen Eingriffen zu betonen. Er wolle nicht moralisieren, aber es könne nicht sein, gleichgeschlechtliche mit ehelichen Gemeinschaften gleichzustellen. "Vielleicht noch mit Adoptionsrecht und dies dann noch als Familie bezeichnen." Das sei "in sich nicht möglich und Unsinn", so Mixa.

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Auch beim Thema Aufklärung zierte sich der Bischof keineswegs. Seit Oswald Kolle gebe es "vieles an unguten Dingen des sich Auslebens". Dem "Schnick, schnack ins Bett und dann auseinander" setzte Mixa die "Achtung vor der Leiblichkeit des anderen" entgegen. Das müsse man den jungen Menschen sagen.
Dass die Kirche nicht nur gesellschaftliche Fehlentwicklungen kritisiert sondern Hilfestellung bei Defiziten gibt, machte Mixa an Initiativen der Diözese Augsburg deutlich. Drei Millionen Euro habe man bereitgestellt, um Jugendliche in Zusammenarbeit mit den Pfarrgemeinden ausbildungsfähig zu machen. Und es gebe Kurse für junge Eltern "wie man den Kleinkindern das Arscherl putzt oder mit Schreikindern umgeht".
Streckenweise geriet sein Vortrag etwas männerlastig. So ging Mixa auf die 300000 alleinerziehenden Väter in Deutschland ein oder auf Umfragen, in denen ein hoher Prozentsatz der Männer die Familie als das Wichtigste in ihrem Leben bezeichnet. Frauen blieben bei diesen Zahlen außen vor. Kamen aber spätestens dann in Erwähnung, wenn es darum ging, innerhalb der Familie eine Atmosphäre der Geborgenheit und Beheimatung zu schaffen.
Starkes Lob an starke Frauen zu richten, dieser Part blieb Landrat Elmar Stegmann vorbehalten. Ihm imponiere die engagierte und kreative Arbeit der Landfrauen, so Stegmann. Der Verein habe ein neues Bewusstsein geschaffen. Landfrauen seien heute selbstbewusste Frauen, die aktiv ihr Umfeld gestalten.
Der Landkreischef brachte auch noch ein Zitat von Kurt Tucholsky an den Mann: "Es gibt keinen Erfolg ohne Frauen" Der kleinen Kunstpause folgte der Satz: "Und der Bischof stimmt ebenso zu."
Der Nachmittag war dem Rückblick auf 40 Jahre Landfrauenarbeit im Kreis gewidmet. Zum guten Schluss gab es fast noch kleine Wunder zu bestaunen. Denn Thomas Eberl, praxisorientierter Fitness- und Gesundheitsexperte, brachte nicht nur in kurzweiliger Manier den ganzen Saal dazu, Nacken, Schultern oder Hüfte mit einfachen Übungen wieder gerade zu rücken, sondern auch eine Dame mit Kniebeschwerden zum Hüpfen.