Von Arno Späth Füssen - Wenn Bundestrainer Richard Henderson die deutsche Curling-Nationalmannschaft im Bundesleistungszentrum (BLZ) zum Training aufs Eis holt, dann kommt kein Allgäuer Laut über die Lippen. 'Da unterhalten wir uns nur in Englisch', erzählt Holger Höhne. Denn Henderson spricht nicht so gut Deutsch wie Andy und Uli Kapp, Holger Höhne, Oliver Axnick und Andreas Kempf Englisch. Dieses Quintett des Curling-Clubs Füssen bildet die Nationalmannschaft und kämpft im Februar in Turin für Deutschland um olympisches Gold. Der fünfte Platz bei der Europameisterschaft und die damit verbundene Enttäuschung ist vorbei und überwunden. 'Jetzt denkt man rational und stellt fest: So schlecht waren wir nicht', sagt Holger Höhne stellvertretend für das ganze Team und meint: 'Das gibt Optimismus für Olympia.' Außerdem wurde bei der EM in Garmisch gegen Norwegen 'nur ganz knapp nicht gewonnen'. Die Skandinavier holten schließlich den Titel vor Schweden, Schottland, der Schweiz und Deutschland (unsere Zeitung berichtete). Holger Höhne, Andy Kapp und Co. durften sich in Garmisch aber trotzdem freuen: Sie schafften für Deutschland die Qualifikation zur Weltmeisterschaft. Sie findet im April 2006 in Amerika statt. Da spielt der deutsche Meister für Deutschland. Ob er wie 2005 erneut Curling-Club Füssen heißt, das entscheidet sich vom 26. mit 29. Januar in Hamburg. Der Gewinn einer weiteren deutschen Meisterschaft durch den CC Füssen wäre schön. 'Aber unser Hauptziel ist Turin!' lässt Holger Höhne keine Zweifel aufkommen. Derzeit haben bei all seinen Curling-Aktivitäten die olympischen Spiele Vorrang. 'Die 'Deutsche' sehen wir als Training und als Leistungsnachweis vor Olympia.'Zwar bestimmt in den kommenden Wochen Curling zu einem großen Teil den Tagesablauf. Aber in den Tagen vor Weihnachten hat bei Höhne der Beruf Vorrang. Jetzt geht bei dem Diplom-Ingenieur für Augenoptik (FH) das Weihnachtsgeschäft vor. In der Reichenstraße in Füssen betreibt er in der dritten Generation das Familien-Unternehmen 'Optik Niebler'. In diesen Tagen kaum Training - deshalb ein schlechtes Gewissen? 'Nein', sagt Höhne.
Schließlich hat er vor der Europameisterschaft viel trainiert. Aber 'gleich nach Weihnachten geht’s weiter': Mittwoch und Donnerstag jeweils zweieinhalb Stunden Training auf dem Eis. Dazu allgemeines Fitness-Training wie Joggen und 'Krafttraining an den Geräten'. Die folgenden Wochenenden stehen dann ganz im Zeichen von Curling und Wettkämpfen. Im Terminkalender der Füssener Mannschaft ist kein freier Platz mehr: 6. Januar Turnier in Schaffhausen (Schweiz). 14./15. Januar Trainingswochenende in Füssen. 21. Januar Einkleidung für Olympia in München. 26. mit 29. Januar Deutsche Meisterschaft in Hamburg. Wer hier gewinnt, darf im April zur Weltmeisterschaft nach Kanada. 'Unser Hauptziel ist aber nicht die WM, sondern das olympische Turnier in Turin', sagt Höhne. 'Eine Medaille ist unsere Erwartung', lässt er keine Zweifel aufkommen. 'Aber das wird nicht so einfach.' Bei der letzten Curling-Weltmeisterschaft waren sechs Mannschaften nach der Runde punktgleich: 'Die Leistungsdichte ist enorm.'Der erste Gegner in Turin ist am 10. Februar das Team Kanada. 'Wie bei der Weltmeisterschaft 2005.' Damals im April 'haben wir knapp gewonnen, aber Kanada wurde Weltmeister, Bronze ging an Deutschland', erinnert Höhne und macht jedem Curling-Laien klar: 'Gegen Kanada gewinnt man nicht deutlich.' Die Rückkehr aus Turin ist für 27. Februar, den Rosenmontag, geplant.