Kriminalität Polizei warnt vor dubiosen Geschäften an der Haustür oder auf der Straße - Ältere Menschen häufig betroffen">

Artikel: Betrügern gehen die Ideen nicht aus

18. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Kriminalität Polizei warnt vor dubiosen Geschäften an der Haustür oder auf der Straße - Ältere Menschen häufig betroffen

Von Benjamin Schäling |Marktoberdorf/OstallgäuManche scheinen unter dem Motto "Dreister gehts immer" vorzugehen: Betrüger denken sich die verrücktesten Dinge aus, um an das Geld ihrer Opfer zu kommen. So erzählt Alfred Immerz, Polizeichef in Marktoberdorf, von einem Fall, in dem ein Mann von einem Wildfremden auf der Straße angesprochen wurde. Dieser gab vor, sein Opfer "von früher aus der Arbeit" zu kennen. Im Laufe des Gesprächs meinte der Betrüger dann, dass er "noch ein paar Lederjacken" hätte, die er vor einer Auslandsreise loswerden müsse. Aus den zuerst kostenlosen Kleidungsstücken wurden dann plötzlich teure. "Die Masche ist häufig, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen", meint Alfred Immerz.

Die vorgegaukelte Notlage

Mit solchen Fällen von Betrug, sei es auf der Straße oder an der Haustür, befassen sich Immerz und sein Team in jüngster Zeit des Öfteren. "Das Phänomen kommt zwar nicht gehäuft, aber immer wieder mal vor", so der Inspektionsleiter. Meist werde bei diesen Betrugsversuchen eine Notlage vorgegaukelt oder der Spargedanke der Menschen ausgenutzt.

Zum Sparen animieren zum Beispiel manche obskure Handwerkerkolonnen, die ihre Dienste auch im mittleren Landkreis immer wieder anbieten. "Da kam es schon vor, dass ganze Dachsanierungen abgeschlossen wurden", erzählt Immerz. Über die Qualität lasse sich aber streiten. Hilfsbedürftigkeit spielte im März dieses Jahres ein Betrüger einer älteren Frau aus Marktoberdorf vor.

Für die angebliche Operation seines Kindes lieh sie ihm 450 Euro. Obwohl der Mann die Rückzahlung zusicherte, passierte nichts.

Möglicher Grund Gutgläubigkeit

Gerade ältere Menschen fallen Betrügern häufig zum Opfer. "Überwiegend", bestätigt Immerz. Vielleicht sind sie einfach gutgläubiger, vermutet er. Der Sozialverband VdK bietet daher in Zusammenarbeit mit der Polizei immer wieder Seminare - besonders für ältere Menschen - an, in denen über die vielfältigen Tricks von Betrügern und Dieben aufgeklärt wird.

Günter Schmid, Vorsitzender des VdK-Ortsverbandes Obergünzburg, vermutet ebefalls Gutgläubigkeit als Grund dafür, warum gerade ältere Leute öfter Opfer von Betrügern werden: "In früheren Zeiten gab es viele Haustürgeschäfte, die keinesfalls zweifelhaft waren", sagt er. Allerdings fielen auch jüngere Menschen auf Betrügereien rein.

Um den Betrügern weder an der Haustür noch auf der Straße auf den Leim zu gehen, raten Immerz und Schmid zu gesunder Skepsis. Und wenn man sich schon auf ein Haustürgeschäft einlasse, solle man sich versichern lassen, dass ein Widerrufsrecht besteht. Außerdem solle man sich die Adresse des Anbieters geben lassen, so der Leiter der Polizeiinspektion. "Und grundsätzlich ist es immer hilfreich, jemanden hinzuzuziehen. Beispielsweise den Partner oder den Nachbarn", meint Alfred Immerz.

Das rät auch Günter Schmid: "Die Nachbarn sollten mit aufpassen." Vier Augen und Ohren sehen und hören bekanntlich mehr als zwei.