Pilotprojekt Kleinwalsertal arbeitet mit Familien an geordneter Unternehmensübergabe - Derzeit werden Basisdaten erhoben">

Artikel: Betriebsnachfolge in die richtigen Bahnen lenken

28. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Pilotprojekt Kleinwalsertal arbeitet mit Familien an geordneter Unternehmensübergabe - Derzeit werden Basisdaten erhoben

Von Michaela Behr |KleinwalsertalIn 20 bis 30 Familienbetrieben im Kleinwalsertal steht in den nächsten fünf bis zehn Jahren ein Generationswechsel an. "Die Erfahrung zeigt: In der Tourismuswirtschaft kommt es dabei oft zu enormen Problemen, eine geordnete Nachfolge fehlt", sagt Bürgermeister Werner Strohmaier. Anlass fürs Kleinwalsertal, ein in Vorarlberg einzigartiges Maßnahmenpaket zu starten: das Pilotprojekt Betriebsnachfolge.

Die Schirmherrschaft übernimmt "Q-Plus", finanziell unterstützen wird das Projekt die Raiffeisen Holding, zudem hofft man im Rathaus auf Zuschüsse vom Land Vorarlberg. Insgesamt rechnet Bürgermeister Strohmaier mit Kosten in Höhe von 50000 bis 70000 Euro.

Ein erstes Treffen mit betroffenen Familien hat bereits stattgefunden: Dabei stellte das Tourismusberatungsbüro "Dr. Kohl und Partner" ein ähnliches Projekt in Kärnten vor. Bei der Arbeit dort mit den Betrieben habe sich gezeigt: Die größten Probleme entstehen, wenn nicht ehrlich mit den Unternehmensgrundlagen umgegangen wird - vor allem bezüglich der Finanzen.

Zudem müsse man die Verhältnisse innerhalb der Familie untersuchen: Ist die ältere Generation bereit loszulassen? Wollen die Kinder tatsächlich in den Betrieb einsteigen? Hier soll das Pilotprojekt nun Abhilfe leisten. "Q-Plus" wird in den kommenden Wochen Basisdaten erheben und analysieren, welche Unternehmen im Tal das Thema Betriebsnachfolge in den kommenden Jahren treffen wird. Dann werden die Betriebe aufgesucht, um ein Hilfspaket vorzustellen. Parallel soll ein Startworkshop mit allen Betroffenen stattfinden. Danach geht es dann ans eigentliche Eingemachte: Experten werden mit den interessierten Familien einzeln an einer geordneten Betriebsnachfolge arbeiten.

Angst vor Überfremdung in der Gastronomie

"Es ist erschreckend, wenn ein Jungunternehmer ins kalte Wasser geworfen wird - doch passiert das leider viel zu oft", bedauert Strohmaier. Er befürchtet langfristig eine Überfremdung in der Gastronomie. In den Familienbetrieben sähen die Kinder von klein auf, wie arbeitsintensiv diese Arbeit ist. In Folge flüchteten manche Söhne und Töchter in andere Berufe oder ins Studium. "Erfahrungen außerhalb des Tals sammeln ist gut und in Ordnung. Aber wir müssen Anreize schaffen, dass die jungen Leute danach wieder zurückkommen", so der Gemeindechef.