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Betriebsform steht zur Debatte

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Betriebsform steht zur Debatte

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    Marktoberdorf/Kraftisried(vit). - 'Es ist offen, ob es in eine neue Richtung geht oder ob wir so weiterarbeiten wie gewohnt', so umschrieb Landrat Johann Fleschhut unlängst die Frage nach der Zukunft der Tierkörperbeseitigungsanstalt Kraftisried (TBA). Diese wird von einem Zweckverband von elf Landkreisen und kreisfreien Städten getragen und ist derzeit an einen privaten Betreiber verpachtet. Durch die BSE-Krise verursacht die Einrichtung seit Jahren steigende Kosten. Früher erwirtschaftete Einnahmen aus dem Verkauf von Fett und Tiermehl entfallen gänzlich. Seit langem wird hinter den Kulissen über die Zukunft der Tierkörperbeseitigungsanstalt verhandelt. Denn die Rahmenbedingungen für die dort erledigte Aufgabe haben sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Ursprünglich wurde die TBA gegründet, um bei Tierseuchen die infizierten Kadaver verendeter Tiere mit aufwändiger Technik hygienisch sicher entsorgen zu können. Gleichzeitig verarbeitete die Einrichtung Schlachtabfälle aus einer sehr viehreichen Region zu Tiermehl und Fett. Diese Produkte gingen an Futtermittelhersteller und Industrie und bescherten so Einnahmen. Seit der BSE-Krise im Jahr 2000 ist damit Schluss. Nun ist ein großer teil der Schlachtabfälle so genanntes Risikomaterial, das separat verarbeitet werden muss. Zudem darf Tiermehl in Deutschland nicht mehr verfüttert werden. Den TBA-Betreibern laufen dadurch die Kosten davon. In großen Allgäuer Schlachthöfen gibt es zudem Überlegungen, die frei handelbaren Schlachtabfälle nicht mehr in Kraftisried, sondern andernorts verarbeiten zu lassen. Denn ein bestimmter Teil dieser Ware ist nicht an ein öffentlich festgesetztes Entsorgungsgebiet gebunden und andere Entsorger nehmen die Ware als Rohstoff ab, ohne dafür Geld zu verlangen. Dadurch droht die Auslastung von Kraftisried weiter abzusacken und die Anlage, in die der Zweckverband in den vergangenen Jahren viele Millionen investiert hat, könnte noch unrentabler werden.

    Einbindung in Konzern? Vor diesem Hintergrund kamen immer wieder Überlegungen auf, die TBA Kraftisried in andere Strukturen einzubinden. Wiederholt zu hören war, dass eine Einbindung in einen großen Tierkörper- und Abfallbeseitigungskonzern sinnvoll sei. Dieser könnte dann beispielsweise 'normale' Schlachtabfälle und Speisereste aus einem riesigen Einzugsgebiet in seinen normalen Werken entsorgen und die TBA Kraftisried rein für die Verarbeitung von BSE-Risikomaterial nutzen oder für Kadavern, deren Tiermehl im Zuge der Seuchenbekämpfung verbrannt wird. Darüber, so heißt es, werde auch mit dem Pächter der TBA verhandelt. Doch Meinrad Schneider, seit 40 Jahren Chef von rund 50 Mitarbeitern in der TBA, wollte sich zu den Überlegungen bisher öffentlich nicht äußern.

    Bestand steht nicht in Frage Von Landkreisseite bestätigt man nur, dass in dieser komplexen Sache schwierige Verhandlungen laufen. Immerhin stellte Landrat Fleschhut als Verbandsvorsitzender klar, dass es nicht um den Bestand der Anlage gehe, sondern nur um die künftige Betriebsform. Als Geschäftsführer des Zweckverbands stellte Kreiskämmerer Hermann Thoma den Etat des TBA-Verbandes im Verwaltungsausschuss vor. Er verwies auf die Unwägbarkeiten, die sich wegen der künftigen Betriebsform ergeben. 'Unwägbarkeiten erschweren eine solide Haushaltsplanung', meinte auch Fleschhut in der Sitzung. Der Etat hat ein Volumen von 7,36 Millionen Euro im Erfolgsplan und 1,23 Millionen Euro im Vermögensplan. Das meiste Geld kommt dabei über Gebühren und Tierseuchenkasse in den Zweckverband (6,6 Mio. Euro), immerhin 679000 Euro fallen aber als Betriebskostenumlage auf die beteiligten Landkreise zurück. Der Ausschuss empfahl der Verbandsversammlung, den Etatentwurf zu verabschieden.

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