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Artikel: Besuch bei einem Sorgenkind

29. Juli 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Infofahrt Kommunalpolitiker bei Baudenkmälern im Unterallgäu

Unterallgäul mz/un lVor Ort erkundigten sich Kommunalpolitiker zusammen mit Landrat Hans-Joachim Weirather und Generalkonservator Prof. Dr. Egon Johannes Greipl über die Denkmalpflege im Kreis. Ein Termin galt einem Sorgenkind, dem Pfarrhof in Köngetried. Daneben besuchten die Teilnehmer den Mindelheimer Marienplatz, das Schloss Lerchenberg und den Pfarrhof von Oberauerbach.

Der Pfarrhof von Köngetried stammt aus dem Jahr 1638. Ein besonderer Schatz ist die frühklassizistische Fassadengestaltung. Ungenutzt und heruntergekommen ist die einstige Pracht des Pfarrhofes allerdings zu einem "Schandfleck" geworden. Vernachlässigter Bauunterhalt und jahrelanger Leerstand führten zu einer akuten Substanzgefährdung. Der Pfarrhof wurde zum Sorgenkind der Denkmalpflege. Trotz aller Bemühungen ist seine Zukunft nach wie vor ungewiss. Doch durch Zusammenarbeit und Engagement aller Beteiligten könne dieses ortsprägende Gebäude eine Zukunft haben, hieß es bei der Fahrt. Anhand dieses Beispiels zeigten die Organisatoren die sich wandelnden Anforderungen an die staatliche Verwaltung auf. Fazit: Die Denkmalpflege brauche in noch weit stärkerem Maß als bisher eine feste Verankerung auf kommunaler Ebene.

"Hohe Bedeutung für Region"

Eine weitere Station war der Marienplatz in Mindelheim. Landrat Weirather verwies dort auf die "vielfältige und reiche Denkmallandschaft" des Landkreises, die das Unterallgäu auch attraktiv für den Tourismus mache. Denkmäler hätten für die gesamte Region eine hohe Bedeutung und stellten einen wichtigen Identifikationsfaktor für die Bürgerschaft dar, so Weirather. Mindelheims Bürgermeister Dr. Stephan Winter präsentierte seinen Bürgermeisterkollegen die Planung für den Marienplatz, auf dem in den letzten Wochen archäologische Ausgrabungen stattfanden.

Die Ergebnisse bereicherten nicht nur das Wissen über das frühere Aussehen der Stadt, sie zeigten auch, wie mit vergleichsweise geringem Aufwand Schäden am archäologischen Erbe verhindert und ein breiteres Interesse der Bürger für diesen Bereich der Denkmalpflege geweckt werden könnten, so Winter.

In Lerchenberg bei Erkheim empfing Andrea Müller als Eigentümerin eines Schlosses des 16. Jahrhunderts die Gruppe. Trotz seiner überregionalen Bedeutung war es viele Jahre nicht gelungen, eine Zukunftsperspektive für das Baudenkmal aufzuzeigen. Nun rettete Andrea Müller das Baudenkmal in der sprichwörtlich letzten Sekunde. Seit über einem Jahr läuft die Instandsetzung und es gab Lob von allen Seiten, dass dieses Baudenkmal im Günztal erhalten bleibt.

Schlusspunkt der Fahrt bildete der Pfarrhof von Oberauerbach, ein Bau aus dem Jahr 1722. Für die Renovierung wurde Architekt und Eigentümer Peter Kern mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Bayernweites Pilotprojekt

Als "Pilotprojekt für ganz Bayern" bezeichnete Generalkonservator Greipl die Informationsfahrt. Es gehe dabei um die viel stärkere Einbindung der Kommunen in die Denkmalpflege. "Neben dem Landratsamt als Untere Denkmalschutzbehörde werden Bürgermeister und Gemeinderäte immer wichtigere Adressaten unserer Bemühungen. Denn nur gemeinsam sind wir stark", so Greipl.