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Besuch aus dem Reich der Mitte im Camp von Weltmeister Riedle

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Besuch aus dem Reich der Mitte im Camp von Weltmeister Riedle

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    Besuch aus dem Reich der Mitte im Camp von Weltmeister Riedle
    Besuch aus dem Reich der Mitte im Camp von Weltmeister Riedle Foto: matthias becker

    Von Jürgen Lutz|Oberstaufen'China ist groß im Kommen', sagt Karl-Heinz Riedle (41). Der Fußball-Weltmeister von 1990 lehnt sich mit dieser Einschätzung nicht sonderlich weit aus dem Fenster. Die Weltmacht aus dem Reich der Mitte hat wirtschaftlich in den letzten Jahren enorm zugelegt. Nur im Fußball hält die Tendenz nicht ganz Schritt. In der Fifa-Weltrangliste steht das bevölkerungsreichste Land der Erde (1,3 Milliarden Einwohner) nur auf Rang 75.

    'Fußball hat in China von den Sportarten her den größten Stellenwert', sagt Cai Wei (43). Er ist seit ein paar Tagen im Sportcamp von Riedle in Oberstaufen zu Gast und hat sieben junge Fußballer im Alter von neun bis 16 Jahren mitgebracht. Die sollen bei Riedle lernen.

    Wei besitzt in der Hauptstadt Peking eine private Fußball-Schule und war in seiner aktiven Zeit Profi; was detailliert betrachtet werden muss. Seit 1994 gibt es zwar eine Profi-Liga in China, die ist aber auf dem absteigenden Ast ist. Kenner der Materie sprechen von Manipulation. Schiedsrichter sollen gar schon umgebracht worden sein. Profi sein zu Zeiten von Wei hieß, unter dem Mantel des Heeres sich völlig auf Fußball konzentrieren zu dürfen. 'Verdient habe ich umgerechnet fünf Euro im Monat', sagt er und lacht.

    Wei sucht intensiv den Kontakt zum Westen. Sein Anliegen ist, Fußball in seinem Land voranzu bringen. 'Wir wollen mit einer renommierten Fußball-Nation kooperieren', sagt er. Das gehe am besten mit Deutschland. 'Wenn kein ausländisches Know-How dazu kommt, dauert es noch 50 Jahre, bis China bei einer WM eine Rolle spielt.'

    Deutscher Fußball steht in China hoch im Kurs. 'Die übertragen drei, vier Stunden Bundesliga live im Fernsehen', sagt Manfred Müller (66) aus Börwang, der bei KR im Sportmanagement arbeitet und im vergangenen Jahr bei einem Privatbesuch in China die Kontakte zu Wei knüpfte.

    Wei steht in engem Kontakt zum chinesischen Fußball-Verband und war kürzlich Delegationsleiter bei einem großen U15-Nachwuchs-Turnier in Schweden. 500 Jugendliche sind in seiner Fußball-Schule in Peking am Ball. Leisten können sich das aber nur die etwas reicheren Chinesen. Bolzplätze wie hier sind in China unbekannt. 'Da fehlt es an der Infrastruktur', sagt Wei. In Vereinen seien 'nur ein paar zehntausend Jugendliche' organisiert. Anderen sei der Zugang zum Fußballspielen nahezu verwehrt.

    'Bei dieser Masse an Menschen müssen doch Talente dabei sein', sagt Joachim Zwerger (50), Leiter der Kalle Riedle Sportmarketing GmbH. 'Alle suchen nach dem überragenden chinesischen Spieler.' Wird er gefunden, schließt sich die wirtschaftliche Eroberung des chinesischen Marktes an. Vielleicht findet Zwerger ja eine China-Perle, die ihren Profi-Weg macht.

    Noch gilt, 'dass möglichst viele Chinesen nach Oberstaufen kommen', so Geschäftsmann Zwerger; und dann: 'Möglichst viele Gute.'

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