Beratung für Bundeswehr-Bewerberinnen in Kempten. Von Dirk Ambrosch Kempten Bayernweit haben sich 100 junge Frauen für den freiwilligen Dienst in den Streitkräften beworben, zehn davon im Allgäu. Bisher wurden Soldatinnen nur im Sanitätsdienst oder in Musikkorps eingesetzt. Ab dem Jahr 2001 stehen Frauen in der Bundeswehr alle Laufbahnen offen. Beraten werden die Bewerberinnen aus dem Allgäu von Wehrdienstberatern im Kemptener 'Zentrum für Nachwuchsgewinnung Süd'. Eine der jungen Frauen, die sich für den Dienst bei der Bundeswehr beworben hat, ist Marijanna Tasic aus Kempten: Die 21-jährige Schülerin möchte zur Marine.
Eigentlich wollte Marijanna Tasic nach dem Abitur Nautik studieren, entschied sich dann aber für eine Offizierslaufbahn mit einem Studium bei der Bundeswehr. 'Weil ich hier eine Ausbildung bekomme, der Beruf viel mit Sport zu tun hat, ich studieren kann und dazu noch bezahlt werde.' Und noch einen Grund nennt Tasic: 'Mein Vater war schon Matrose.' Ob sie nächsten Sommer ihren Dienst für zwölf Jahre antreten kann, entscheidet sich beim Einstellungstest in Köln, der in wenigen Wochen stattfindet.
Die junge Frau sagt: 'Es reizt mich in eine Männerdomäne einzubrechen.' Gleichzeitig betont sie aber, wie gut sie es findet, 'dass die Anforderungen für Frauen die gleichen sind.' Sie freut sich auf die Grundausbildung, sieht sie als sportliche Herausforderung und geht davon aus, 'die Männer werden mit der Situation umgehen können.' Mit ein paar lockeren Sprüchen rechnet sie, doch sie hofft, 'dass ich schnell eingegliedert werde, wenn die Kollegen sehen, wie ich mich anstrenge.' Die Reaktionen auf ihren Berufswunsch Soldatin beschreibt Tasic als positiv. Eltern, Klassenkameraden und Freunde hätten sie unterstützt. Zurückhaltender seien ältere Menschen: 'Die denken gleich an Krieg.' Ein Thema, mit dem sich die junge Frau auseindergesetzt hat: 'Natürlich leben wir nicht in einer heilen Welt, die Gefahr gehört eben zum Beruf Soldat dazu. Dessen bin ich mir bewusst.' Tasic hofft, dass sie nie in einem Krisenfall eingesetzt wird. Wenn doch, will sie 'vorsichtig sein'.
Stabsfeldwebel Heinz Knödlseder ist einer von zwei Wehrdienstberatern im Kemptener Kreiswehrersatzamt. Er sagt: 'Frauen werden nach den gleichen Anforderungen wie Männer eingestellt. Da gibt\'s keine Unterschiede.' Bewerberinnen werden nach Köln oder München zu einem zweieinhalbtägigen Einstellungstest eingeladen. Nach ärztlicher Untersuchung, Computer- und Fitness-Test sowie psychologischen Prüfungsgespräch erfahren sie das Ergebnis. Die jungen Frauen, die sich bewerben hält Knödlseder für 'selbstbewusst und informiert.' Allerdings habe man mit mehr Bewerberinnen gerechnet. Möglicher Grund dafür: Ungewissheit über die künftige Struktur der Bundeswehr.
Wie die Soldatinnen in den Kasernen untergebracht würden, sei ein 'kleines Problem', sagt Knödlseder. Denn nicht überall sei die Bundeswehr darauf 'strukturell' eingerichtet. 'Doch wir werden das möglich machen.' So könne man zum Beispiel einzelne Flure für Frauen absperren. Beim Thema Liebe sieht der Wehrdienstberater keine Schwierigkeit: 'Da müssen die Soldaten einfach trennen können zwischen Beruf und Privatleben.'