Pfronten verleiht Bürgermedaille an den Heimatforscher Pfronten (rea).'Da tragt ma schwer dro' sagte er und ließ seine Augen hinter den Brillengläsern mit der blank polierten Bürgermedaille der Gemeinde Pfronten um die Wette blitzen. Gerade hatte er sie von Bürgermeister Beppo Zeislmeier gemäß einstimmigem Beschluss des Gemeinderats verliehen bekommen. Und 'zufällig' hatte er eine Rede dabei, um sich zu bedanken gereimt, 'denn meine kleinen Bosheiten sind nicht ganz so boshaft, wenn sie in Versle sind'.
Ein bisschen unbequem ist er, der Bertold Pölcher, Heimatforscher, Vorsitzender des Heimatvereins seit 1992, Schriftleiter des Mitteilungsblatts 'Rund um den Falkenstein' seit 1977. Sehr standhaft, ja 'sturgrindig', wie Beppo Zeislmeier seinen Freund charakterisierte, ist er auch, wenn es um die Heimat geht. Auch Philipp Trenkle, sein Mitstreiter im Heimatverein Pfronten, dankte ihm dafür, dass er 'so unkommod' ist und dass er die anderen öfter mal 'dressiert'.
Eine Leidenschaft
'Das, was Du leistest, geht weit über die Heimatpflege hinaus', betonte Beppo Zeislmeier in seiner Laudatio. Bei Bertold Pölcher sei die Heimat Leidenschaft. Und die Heimat ist so der Schriftsteller Karlheinz Deschner anno 1985, 'nicht dort, wo man wohnt, sondern wo man liebt und geliebt wird'.
Bertold Pölcher wird als gebürtiger Pfrontener nicht nur dort geliebt, sondern auch in Emmenhausen, wo er als Lehrer mit seinen Forschungen über Familie, Dorfgeschichte und Hausgeschichte begann und in Zell, wo er mit seiner Familie lebt. Hier wie dort tat und tut er viel für die Heimat.
Die Heimatforschung ist für den Lehrer, selbst Sohn eines Lehrers und Vater von zwei Söhnen (Christoph studiert in München Medizin, Magnus in Wien Theaterwissenschaften), der zweite Beruf. Und nur deshalb möglich, weil die Familie mitzieht, wie Beppo Zeislmeier auch Pölchers Frau Irmi dankte. Sie war krank und konnte zur Verleihung der Bürgermedaille nicht mitkommen, dafür strahlte Mutter Hildegunde Pölcher umso mehr über die Ehrung für ihren Sohn.
Der hat durch sein Wirken für die Gemeinde Pfronten 'uns alle reicher gemacht', wie der Bürgermeister feststellte. Sei es durch ein Engagement für das Heimathaus und die Heimatkundliche Sammlung, deren 'Seele' Bertold Pölcher ebenso ist wie die des Heimatvereins; sei es durch seine Hausgeschichten, durch seine Namensforschungen von Pfrontener Wegen und Straßen; sei es durch seine Beiträge in den verschiedensten Publikationen. 'Du gehörst zu den Menschen, die ihre Verantwortung für die Gemeinschaft nicht nur sehen, sondern auch aus innerem Auftrag handeln', schloss Beppo Zeislmeier.
Bertold Pölcher dankte wie gesagt in Versen und hätte auch gern seinen Mitstreitern im Verein, die viel Anteil an dieser Auszeichnung hätten, in Reimform gedankt. 'Bei Philipp Trenkle, Hans Häckel, Martin Hörmann hätte das auch geklappt. Bloß bei der Reichart Marianne nicht. Denn auf Marianne, da reimt sich einfach nichts.' Ein Schelm halt, dessen Augen immer noch hinter den Brillengläsern mit der Bürgermedaille um die Wette blitzen.