Durach(mun). Dass sie hoch hinaus wollte, stand für sie schon als Zehnjährige fest. Damals entschloss sich Birgit Kosak, das Klettern zu lernen. Doch dann dauerte es doch rund 30 Jahre, bis die heute 42-Jährige aus dem Oberallgäuer Durach die erste staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin im Allgäu. wurde. Beim diesjährigen Bergführertag erhielt sie ihr Diplom. In Deutschland gibt es über 400 Berg- und Skiführer mit staatlichem Abschluss, darunter sind aber nur fünf Frauen - die Frauenquote beträgt also knapp über ein Prozent. Birgit Kosak, Mutter von zwei 14 und 21 Jahre alten Söhnen, hat den Bergführerberuf vergleichsweise spät gelernt. Erst Ende der 90er Jahre hatte die gelernte Elektro-Assistentin mit der Alpin-Ausbildung begonnen, die sich aus mehreren Lehrgängen, einem Praktikumsabschnitt und den Prüfungen zusammensetzt. 'Ganz normal' sei das Verhältnis zu den männlichen Kursteilnehmern gewesen, schildert sie. Und auch die Ausbilder hätten ihr weder einen Bonus eingeräumt noch das Leben besonders schwer gemacht. Bei Führungen im Rahmen der Ausbildung für den Summit-Club und andere Bergschulen hat sie nach eigenen Worten zudem gemerkt, dass eine Frau als Führerin von den Gästen fast immer genauso akzeptiert wird.
Erste Touren mit der Tante 'Mit meinen Eltern bin ich nie in die Berge gegangen, mit zehn oder elf Jahren hatte mich eine Tante zu ersten Bergwanderungen mitgenommen', erinnert sich Kosak an die Anfänge ihrer Bergbegeisterung. Das Klettern lernte sie in der Jugendgruppe beim Alpenverein und viele Jahre später absolvierte sie dort schließlich die Prüfungen zur Fachübungsleiterin Hoch- und Skihochtouren. 'Freunde haben mich dann ermuntert, es doch mit dem staatlichen Bergführer zu probieren', schildert die Alpinistin. Konsequentes Training, insbesondere beim Skifahren seien dann erforderlich gewesen. Denn wer staatlich geprüfter Bergführer werden will, muss zunächst einmal mehrere Eignungstests absolvieren: In den Disziplinen Fels- und Eisklettern sowie im Skilauf müssen die Anwärter überdurchschnittlich hohe Leistungen nachweisen. Ebenfalls erforderlich ist langjährige alpine Erfahrung bei extremen Touren. Wenn Birgit Kosak nicht als Bergführerin unterwegs ist, dann arbeitet sie als 'Gewerbe- und Industrie-Klettererin'. Denn der richtige Umgang mit dem Kletterseil wird beispielsweise auch gebraucht, wenn riesige Kunststoff-Poster an Gebäude-Fassaden angebracht werden müssen und Hebebühnen-Kräne nicht eingesetzt werden können. Und auch Reinigungsfirmen müssen auf die Fertigkeiten von professionellen Kletterern zurückgreifen: Wenn hohe, schwer zugängliche Fensterfronten geputzt werden müssen.