Von Christine Kindt Immenstadt Künstler, Kunstfreunde, Architekten, Kommunalpolitiker und Kulturorganisatoren kamen zu einem von Walther Gunther le Maire initiierten Kunstkreisabend im Gasthof Engel in Immenstadt zusammen. In seiner Ansprache klagte le Maire über den Verlust und Missbrauch wertvoller Kulturgüter, das Vergessen guter alter Künstler aus der Region, das ungenügende Ausstellungswesen mit fehlenden Ausstellungsflächen, die Konzeptionslosigkeit von Ausstellungen, den sich ständig ausdehnenden Trivialgeschmack (künstlerische Katastrophen) bei der Ausstattung öffentlicher Räume und nicht zuletzt über die häufig an den Künstlern vorbei ausgegebenen Kunstetats. Er forderte einen aktiven Kunstverein, der sich um diese Belange, besonders um die Beratung von Kommunalpolitikern in Sachen Gestaltung und Kunstförderung, kümmern soll. Um die Kunstqualität in der Region ging es dem früher als Kunsterzieher und nun als freischaffendem Kunstmaler tätigen Franz Meier, als er anhand von Dias Plagiateure in der regionalen Malerei entlarvte und sich einer allgemeinen Presseschelte des Autors Christian Dimand anschloss. Auch Besprechungen in unserer Zeitung, in der die Arbeiten von Laienkünstlern seiner Meinung nach zu sehr gelobt würden, wurden von ihm kritisiert. Überall bemängelte er fehlende Kompetenz und stellte ein Buch mit dem Titel Wie beurteilt man Kunstqualität? vor, ging aber nicht auf dessen Inhalte ein. Die anwesenden Künstler beklagten eine Zweckentfremdung öffentlicher Mittel aus dem Kulturetat - etwa bei der Ausstellung der Metallgestalter 2002 oder der dieses Jahr geplanten Steingestalter-Ausstellung.
Die Künstler hielten eine deutliche Trennung zwischen Handwerk und Kunst für notwendig und bezeichneten manches Event als große Schau, die gar keine Kunst sei. In solche Projekte dürften, nach ihrer Meinung, keine Mittel für Kunst einfließen. Die in Sonthofen weitgehend funktionierende Beratung des Stadtrates durch Franz Meier und Elke Mathiessen-Müller wurde lobend erwähnt und als Vorbild für andere Gemeinden empfohlen. Dem Wunsch nach einem Kunstverein, der als Forum den Künstlern Austausch bietet sowie den Kommunen kompetente Beratung, wurde an diesem Abend allgemein zugestimmt. Doch nun müssen engagierte Leute für dessen Organisation gefunden werden. Das ist nicht leicht, da die Beschäftigung mit der eigentlichen Kunstarbeit meist befriedigender ist als deren Management. Doch falls es klappt, könnte öffentlichen Diskussionen wie jenen über die Gestaltung eines Kreisels oder eines Planetenwegs schon im Vorhinein der Boden entzogen werden. Dann dürften die kompetenten Berater für eine kunstvolle Gestaltung öffentlicher Räume sorgen.