Zentrale Lenkung richtet sich nach Marktlage vor Ort. Von Michael Munkler Kempten/Oberstdorf An den weitaus meisten Tankstellen sind die Zeiten vorbei, in denen der Tankwart auf die Leiter klettern mußte und die Benzinpreis-Anzeige von Hand änderte. 'Das geht heute alles online', berichtet Rolf Mayr, in Oberstdorf Inhaber eines Autohauses mit Tankstelle. Die Konzerne ändern per Computer die Benzinpreise der einzelnen Tankstellen nach Marktlage, programmieren die Kassen, die Zapsäulen und die Benzinpreis-Anzeigen manchmal sogar mehrmals täglich.
Über ihr Kassensystem sind die modernen Tankstellen online mit den Konzern-Zentralen verbunden. 'Manchmal kommt es vor, daß die Preise an einem Vormittag zwei Mal, dann wieder tagelang gar nicht verändert werden', berichtet der Oberstdorfer Tankstellen-Pächter Mayr. Dem Personal wird eine Preisänderung durch ein Piepen der Kasse angezeigt, automatisch stellt sich dann die Preisanzeige um. Wer in diesem Moment tankt, zahlt noch den alten Preis egal ob höher oder niedriger als der neue.'Allgäuer Markt ausgewogen'
Voraussetzung für das Auf und Ab bei den regionalen Spritpreise sind für die Konzerne Beobachtungen vor Ort. Viele Pächter seien gehalten, die Preise der Konkurrenz zu melden, einige Konzerne hätten darüber hinaus sogar noch spezielle Marktbeobachter beauftragt, weiß Dr. Alexander von Heintzel vom Automobilclub von Deutschland (Av D).
Den Allgäuer Markt bezeichnet Axel Graf Bülow, Hauptgeschäftsführer des 'Bundesverbandes Freier Tankstellen und unabhängiger deutscher Mineralölhändler' als 'relativ ausgewogen'. Extreme Preisausschläge nach unten oder oben in kürzester Zeit seien hier eher selten. Generell gilt: Dort wo viele Supermarkt-Tankstellen den Sprit teils sogar subventioniert als Lockvogel-Angebot verkaufen, müssen andere Wettbewerber mitziehen. Liter-Absatz bestimmt Einkommen
Den Tankstellen-Pächtern übrigens sind möglichst niedrige Preise an ihrer Station am liebsten. Sie werden nämlich nicht am Umsatz beteiligt, sondern nach verkauften Litern bezahlt. Und wer die günstigsten Preise hat, der kann mit den meisten Kunden rechnen.
Uneinheitlich bleiben die regionalen Märkte in Deutschland. Bayern gilt als das Bundesland, in dem der Sprit am teuersten ist. Aber auch im Freistaat gibt es immer wieder starke regionale Schwankungen. Die Preisunterschiede in Deutschland betragen bis zu 15 Pfennig pro Liter. Im Niedrigpreisgebiet nördlich von Stuttgart ist der Sprit derzeit bis zu zehn Pfennig billiger als im Allgäu.