Kempten(bb). - Benzin und Diesel sind zur Zeit im benachbarten Österreich zwischen 12 und 18 Cent pro Liter billiger als im Allgäu. Das führt seit Wochen zu einem regelrechten Tanktourismus. Mit der Folge, dass so mancher Tankstelle hinter der ehemaligen Staatsgrenze zeitweise der Sprit ausgegangen ist. ' 2002 haben wir durchschnittlich so viel Benzin verkauft wie Mitte der 80-er Jahre im ganzen Jahr', sagt Günther Kuchler, Pächter einer Tankstelle in Lochau (Vorarlberg). Bei ihm stauen sich regelmäßig die Fahrzeuge mit deutschen Kennzeichen. Kehrseite der Medaille: Frühere österreichische Stammkunden kommen nicht mehr, weil sie nicht ständig in der langen Schlange warten wollen.
Im Tannheimer Tal (Tirol) jenseits des Oberjochs führte der Andrang von deutschen Autofahrern noch im alten Jahr gar zur Gründung einer einer dritten Tankstelle. Kein Wunder, denn die Pkw-Piloten, die die Anfahrt über die Pass-Straße nicht scheuen, können pro Tankfüllung bis zu zehn Euro sparen. Das heizt das Geschäft auf 1200 Meter Seehöhe an. Tanken ja - Sprit horten nein: Das Zoll-Service-Center Südbayern weist darauf hin, dass deutsche Autofahrer neben dem Tank höchstens noch den Reservekanister (Fassungsvermögen 20 Liter) in Österreich füllen und anschließend wieder die ehemalige Grenze passieren dürfen. Wer mehr Treibstoff mit nach Hause bringt, muss dafür Steuern zahlen. Anzumelden wäre der Mehrbedarf im Falle Allgäu beim Hauptzollamt in Augsburg. Die seit Jahresbeginn geltende weitere Stufe der Ökosteuer hat übrigens im Endeffekt nicht sonderlich zur Verteuerung des Sprits beigetragen. Wie der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC) ermittelt hat, liegen die Preise inzwischen gut einen Cent unter denen direkt nach der Ökosteuer-Erhöhung in der Vorwoche. Ein Grund für das Abfedern der Ökosteuer könnte laut ADAC der gleichzeitig gesunkene Rohölpreis sein.