Von den rund 760 Babys, die im vergangenen Jahr im Kaufbeurer Klinikum zur Welt kamen, war für 197 der Weg ins Leben nicht einfach: Sie kamen zu früh zur Welt oder hatten ernste gesundheitliche Probleme. Für die Eltern, die ohnehin durch Schwangerschaft und Geburt psychisch, die Mütter auch körperlich, belastet sind, beginnt dann eine schwere Zeit, denn die Kinder können oft auch in der Folge viel Kummer machen. Seit einem Jahr gibt es deshalb am Kaufbeurer Klinikum in Kooperation mit der Lebenshilfe das Projekt "Harlekin", bei dem unter anderem die Kinderkrankenschwestern der Kinderklinik die Eltern mit ihren Babys daheim aufsuchen - zum Teil über ein halbes Jahr lang, um ihnen zur Seite zu stehen. Laut Projektkoordinatorin Dr. Renate Berger seien die Folgen dieser Hilfe enorm. "Wir wissen, dass Früh- und Risikokinder die Eltern verunsichern, wenn man sie mit dem Problem allein lässt." Das übertrage sich noch jahrelang auf die Kinder, die statistisch zum Beispiel eher Probleme im Kindergarten, bei der Einschulung oder darüber hinaus bekämen. Das könne mit dem Projekt Harlekin aufgefangen werden. Eltern erhalten die Hilfen der Kinderkrankenschwestern sowie einer Psychologin bereits im Krankenhaus, aber auch, wenn sie schon wieder daheim sind, kostenfrei - ein Anruf genügt.
Oberärztin Dr. Elke Kartmann-Vicenti geht nach einem Jahr Erfahrung von einem steigenden Bedarf aus, schon allein, weil immer mehr Kinder im Kaufbeurer Klinikum zur Welt kämen.
Landrat Johann Fleschhut, Schirmherr des Projekts, zeigte sich bei der Vorstellung der Bilanz sehr bewegt. "Kinder sind der Mittelpunkt der Familie und der Welt." Das gerate auch ihm als Politiker manchmal aus den Augen. Koordinatorin Berger hegte den Wunsch, dass es für Harlekin-Beratungsgespräche künftig andere Räumlichkeiten gebe als - wie bislang - eine Sitzecke in einem Gang. Fleschhut versicherte: "Ich denke, das kriegen wir hin."
Eltern von früh- und risikogeborenen Kindern können sich im Klinikum Kaufbeuren unter (08341) 423523 melden.