Bundesverdienstkreuz für Oberstdorfer Pflegemutter Oberstdorf (pts). Elfriede Vierig war mehr als 30 Jahre lang Dutzenden von Kindern in Oberstdorf und Umgebung vertraut wie eine leibliche Mutter. Jetzt ist sie 83 Jahre alt und durfte im Rotkreuz-Seniorenheim, wo sie mittlerweile lebt, eine besondere Ehrung für ihren Einsatz als Pflegemutter erfahren. Bürgermeister Eduard Geyer überreichte Elfriede Vierig als Anerkennung des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz am Bande. Gelobt wurde ihr großes soziales Engagement zu einer Zeit, als Familienpolitik noch nicht in den Parteiprogrammen entdeckt war. Der Oberstdorfer Kinderarzt Dr. Ulrich Narloch hatte die in Hamburg gebürtige, im Schwäbischen aufgewachsene, aber seit dem Kriegsende in Oberstdorf wohnhafte Pflegemutter für die mit Orden und Urkunde dokumentierte Auszeichung vorgeschlagen. Seit Beginn der 70er Jahre, als der im hiesigen Kurorchester wirkende Ehemann von Frau Vierig starb und eine gerade 50-jährige kinderlose Witwe hinterließ, gab sie liebevoll und besorgt fremden Kindern ein Zuhause. So wurde es jetzt bei der kleinen Feier im BRK-Haus der Senioren dargestellt.
Vom Säuglingsalter an, durch die Schulzeit, bis zum Erwachsenwerden genossen ihre Schützlinge in der kleinen Dachgeschoßwohnung im Steinach die Obhut des gelernten Kinderfräuleins. Wochen-, Ganztags- und Halbtagspflege heißen die Betreuungsformen im Sprachgebrauch der Sozialämter. Aber die Pflegemutter leistete mehr, als derlei nüchterne Begriffe auszudrücken vermögen, hielten Bürgermeister Geyer und BRK-Kreisgeschäftsführer Alexander Schwägerl als Redner fest. Viele Eltern, die beispielsweise in der Gastronomie arbeiten mussten und sich wenig um ihre Kinder kümmern konnten, wandten sich direkt und ohne Jugendamt an Elfriede Vierig. So ebnete sie auch türkischen, griechischen und jugoslawischen Kindern den schwierigen Weg ins deutsche Schulleben. Sie haben eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe übernommen und den Kindern eine Heimat geboten, hob der Bürgermeister hervor. Erziehungs-Ideal Es war eine schöne Zeit, antwortete die von der Ehrung sichtlich überraschte alte Dame. Und sie gab gleichzeitig ihr Erziehungs-Ideal für die aufgezogenen 45 Pflegekinder preis. Man darf die Kinder nicht schlagen und auch nicht gleich drauflos schimpfen. Zwei Dreikäsehochs hörten aufmerksam zu: Patricia und Mark. Es sind gewissermaßen die Pflegeenkel von Elfriede Vierig, nachdem ihr allererstes Pflegekind Peter quasi bis zu seiner Heirat und bis zu seinem neuen Leben als Vater bei seiner Pflegemutter blieb.