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bei Wasta-Geschäftsführerin Gräfin Anna Maria von PocciWildfleisch-Skandal trifft die gesamte Branche

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bei Wasta-Geschäftsführerin Gräfin Anna Maria von PocciWildfleisch-Skandal trifft die gesamte Branche

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    Füssen (mic). - Der Skandal um das Ekel-Wildfleisch der Passauer Firma Berger weitet sich aus. Inzwischen ist auch in Schwaben verdorbenes Fleisch aufgetaucht. Die Firma Berger hat inzwischen Insolvenz angemeldet. Doch auch andere Wildfleisch-Händler, die mit dem Skandal nichts zu tun haben, spüren Einbußen. Anna Maria Gräfin von Pocci, Geschäftsführerin der Walter Stanner Gmb H & Co KG in Füssen (Wasta), berichtet, wie das Unternehmen, das vor allem Wildprodukte verarbeitet, mit dem Skandal umgeht. Die Firma Wasta, 1968 von Walter Stanner gegründet, treibt sowohl innerhalb Europas als auch mit Partnern in Übersee wie etwa Neuseeland Handel. Wie wirkt sich der Wildfleischskandal der Firma Berger auf ihr Unternehmen aus?Anna Maria Gräfin von Pocci: Durch den Skandal ist die Wildfleisch-Branche inzwischen übersensibel. In den ersten Tagen des Skandals hat sich die Nachfrage nach Wildfleisch erhöht. Inzwischen streichen viele Krankenhäuser, Gaststätten oder Großkantinen Wild ganz vom Speiseplan. Das Problem ist: Es fehlt hier einfach an der Aufklärung der weiterverarbeitenden Betriebe, man sollte nicht alle Wildfleischhändler unter einen Tisch kehren. Es ist genau der falsche Weg, Wild einfach von der Speisekarte zu streichen. Wie könnte ein Alternativweg aussehen? Gräfin von Pocci: Ich habe kürzlich erst mit einem Gastronom in Oberbayern gesprochen, der inzwischen vier Sorten Wild mehr auf die Speisekarte genommen hat unter dem Motto: Jetzt erst recht! Wir hoffen, dass wir die Verbraucher bis zum Beginn der Wildfleisch-Saison im September zurückgewinnen können. Wie konnte es ihrer Meinung nach zu dem Passauer Skandal kommen? Gräfin von Pocci: Wo die Lücken im Kontrollsystem lagen, das wissen auch wir in der Branche nicht.

    Aber wichtig ist: Die Kontrolle muss in den Ämtern beginnen, und zwar ganz oben. Der Skandal war dort ja längst bekannt, ehe er an die Öffentlichkeit kam. Schlimm ist, dass er die ganze Branche trifft. Wie sehen die Kontrollen des Veterinäramts aus?Gräfin von Pocci: Das Veterinäramt kommt unregelmäßig, im Schnitt vier Mal pro Jahr. Die Kontrollen werden nicht angemeldet, das erzieht zur Sauberkeit - der Kontrolleur könnte jeden Tag vor der Türe stehen. Darüber hinaus ist wichtig, dass die Firmeninhaber selbst gründlich kontrollieren. Das heißt für Sie in der Praxis?Gräfin von Pocci: Wir müssen die Ware kontrollieren, wenn sie angeliefert wird: Die Rückverfolgbarkeit ist das A und O. Auch achten wir darauf, dass die Kühlkette nicht unterbrochen wurde, wie das Fleisch aussieht, wie es verpackt ist und ob das Lieferfahrzeug sauber ist. Etwa zwei Stunden investieren wir pro Tag in die Kontrollen. Das Wild aus der Region, das die Firma Wasta verarbeitet, macht etwa 20 Prozent aus. Das übrige Fleisch kommt aus dem Ausland. Könnte sich die Insolvenz der Firma Berger in Passau, die den Skandal ausgelöst hat, langfristig nicht sogar positiv auf ihr Unternehmen auswirken?Gräfin von Pocci: Das ist zu diesem Zeitpunkt schwer zu sagen. Aber: Wir hatten schon vor dem Skandal überlegt, ob wir zu unseren 15 Mitarbeitern vier weitere Kräfte einstellen. Diese Überlegungen konkretisieren wir inzwischen. Wir versuchen, dem Wildfleisch-Skandal entgegenzuwirken, indem wir uns auch in Zukunft um Qualität und Sauberkeit bemühen.

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