Artikel: Bei vielen offenbar einen wunden Punkt getroffen

7. Januar 2003 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Riesen-Resonanz auf Initiative, andere Leute kennenzulernen

Kempten/Oberallgäu(be). - In jedem Jahr werden Initiativen ergriffen, die dann im Sande verlaufen, wird manches beschlossen und dann doch nicht umgesetzt, werden Planungen angegangen und doch nicht realisiert. Allzu oft, ohne dass sich jemand jemals daran erinnert. In loser Reihenfolge will die AZ deshalb nachfragen, 'was wurde eigentlich aus?' So zum Beispiel aus der Initiative eines Ehepaars aus Wildpoldsried, einen 'Allgäuer Treff' ins Leben zu rufen. Unter dem Motto 'Allgäuer Treff' hat sich im September das Ehepaar Christa Müller-Mallach und Klaus Müller aus Wildpoldsried entschlossen, eine Initiative zu starten. Leute kennen zu lernen. Seit über drei Jahren leben die beiden im Allgäu, genießen hier ihren Ruhestand und hatten nur ein Problem: Der Kontakt zu Allgäuern. Weil die beiden pensionierten Buchhändler keine 'Vereinsmeier' sind, zwar in 'reizender Nachbarschaft' leben, fiel es irgendwie schwer, Kontakt zu bekommen. Ein Problem, so das Ehepaar Müller heute, das anscheinend viele hatten.

Über 120 Interessierte Denn mit der Initiative Allgäuer Treff, 'haben wir offenbar einen wunden Punkt getroffen'. so Klaus Müller. Weit über 120 Personen hatten sich gemeldet, zwei Drittel Ehepaare, viele Singles, Durchschnittsalter '50 plus'. Gleich drei Stammtische wurden am Anfang ins Leben gerufen, einer im Altlandkreis, zwei in Kempten. Hier kamen zum ersten Treffen über 40 Interessierte. Viele, so die Müllers, seien Zugereiste wie das Ehepaar selbst, viele wohnten zwar in netter Nachbarschaft, aber viele hätten eben Probleme, darüber hinaus Kontakt zu finden. Mittlerweile habe sich das bei zahlreichen Interessierten geändert. Feste Cliquen hätten sich gebildet - oft je nach Interessenslage. So habe sich spontan eine Kartlerrunde gefunden, eine Wandergruppe, Leute, die gemeinsam ins Theater fahren oder mal eine Ausstellung besuchen - oder sich zu einem Abendessen zusammenfinden. Die Kontaktaufnahme, so Klaus Müller, werde nicht 'gesteuert', ergebe sich aus den zwanglosen Stammtisch-Treffen. Denn 'Dienstleister' wollen die Müllers nicht sein, auch kein Programm aus der Tasche ziehen - sie haben lediglich die Initiative ergriffen.

Wie die 'Spitze eines Eisbergs' Dass dies 'wie die Spitze eines Eisbergs' war, haben selbst die beiden Wildpoldsrieder nicht erwartet. Mittlerweile sind Christa Müller-Mallach und Klaus Müller fast im 'Terminstress', haben mit der Organisation der Stammtische allerhand zu tun, geben Adressen und Interessen weiter, vermitteln - und sind selbst eingebettet in einen netten Bekanntenkreis. Mit ihrer Initiative, so das Ehepaar Müller, hätten sie eigentlich genau das erreicht, was sie beabsichtigt hatten: Lockere Treffs mit Leuten, die ähnliche Interessen haben, mit denen man etwas unternehmen können - ohne unter dem Zwang zu stehen, etwas gemeinsam tun zu müssen. Ganz wichtig freilich sei dabei aber auch die Einstellung der Interessierten: Nämlich nicht etwas vorgesetzt zu bekommen, sondern selbst Vorschläge mitzubringen, Aktivitäten zu ergreifen. Natürlich könnten die Leute auch ganz locker nur zum Stammtisch kommen und sich unterhalten. Vieles, so Christa Müller-Mallach und Klaus Müller, ergebe sich aber von selbst. Was Wurde Eigentlich Aus Dem Allgäuer Treff?