Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Bei strenger Diät hilft die beste Küche nicht

Allgäu

Bei strenger Diät hilft die beste Küche nicht

    • |
    • |

    Von Martin Frei, Buchloe - Wenn die anderen in die Pause gehen, beginnt für Martina Simnacher und ihre Kolleginnen vom Küchenteam der Buchloer Karwendel-Kantine die Hauptarbeit. Zusammen mit Gerda Storck und Pia Süßmaier ist sie dafür zuständig, dass die Mitarbeiter der Molkerei nach der Mittagspause in jeder Beziehung gut genährt wieder an die Arbeit gehen. Den typischen 'Mittag' wie in anderen Firmen gibt es bei Karwendel nicht. Die verschiedenen Abteilungen kommen über die Mittagszeit etappenweise in die helle, freundliche Kantine im Verwaltungsgebäude des Unternehmens. 'Wenn alle auf einmal kommen würden, dann wäre der Platz zu knapp', weiß Küchenchefin Simnacher. Und so bevölkern nach 12 Uhr vor allem Mitarbeiter in rot-grauer Arbeitskleidung die Kantine und strecken entspannt die Füße unter die Tische: Die Werkstatt hat Pause. Simnacher und ihr Team nutzen die relativ ruhige Zeit des 'Schichtwechsels', um ihre edelstahlglänzende, kleine, aber feine Küche für den nächsten 'Schub' vorzubereiten. Nach und nach kommen die ersten Herren in Anzügen und Damen in Büro-Kleidung in den Speisesaal: Jetzt geht die Verwaltung in die Mittagspause. Routiniert holt Simnacher die frisch bereiteten Pommes frites aus der Friteuse neben der Essensausgabe und schöpft sie geschickt auf die Teller. 'Willst Du Ketchup?', fragt sie freundlich eine Büroangestellte. 'Mayonnaise wäre schön', antwortet diese und schon ist Storck unterwegs in den Kühlraum, um den Wunsch zu erfüllen. 'Man kennt sich natürlich mit der Zeit und weiß schon, was die einzelnen Leute so wollen', berichtet das Küchenteam übereinstimmend. Aber trotzdem frage man immer wieder nach, 'was sie denn gerne haben und was wir besser machen können', so Simnacher. Allen recht machen könne man es zwar nie und beim Kochen in der Großküche müssten besonders beim Würzen und bei der Menü-Auswahl Kompromisse gemacht werden, 'aber es kommen ganz wenige Teller voll zurück', berichten die Küchendamen zufrieden. Das hänge sicher auch damit zusammen, dass in der Karwendel-Küche jeden Werktag frisch gekocht wird und nicht nur fertig gelieferte Gerichte aufgewärmt werden.

    Heimische Lieferanten Die Zutaten stammen nach Möglichkeit von Lieferanten aus Buchloe und Umgebung. Hinzu kommen jeden Tag ein frisches Salat-Buffet, selbst zubereitete Wurstsemmeln und Sandwiches im Automat vor der Kantine für die Schichtarbeiter und vieles mehr. 'Die Firma legt großen Wert auf eine gute Verpflegung und die Leute wissen das zu schätzen', so Simnacher. Den Mitarbeitern der Verwaltung, die ihr Essen am Ende der Ausgabetheke bei Pia Süßmaier bezahlt haben und sich nach und nach plaudernd an den Tischen niederlassen, scheint es jedenfalls wieder zu schmecken. 40 bis 50 Portionen werden in der Kantine täglich ausgegeben. Das Küchenteam bereitet meist bis zu 20 Portionen mehr, da oft auch Fahrer von Lieferanten oder im Werk beschäftigte Monteure die Kantine gerne nutzen. Eine Woche im Voraus bekommen die Mitarbeiter den Speiseplan und können festlegen, an welchen Tagen sie in der Kantine essen. 'So lässt sich das relativ gut planen', berichtet die Küchenchefin und hinter dem Ausgabetresen wird zwar konzentriert gearbeitet, aber chaotisch geht es zu keiner Zeit zu. Auf dem Speiseplan stehen üblicherweise zweimal die Woche Fleischgerichte, darüber hinaus Mehlspeisen 'oder auch mal was Chinesisches', sagt Simnacher. 'Man will natürlich so viel Abwechslung wie möglich bieten und immer mal wieder was Neues ausprobieren.' Doch nach dem beliebtesten Gericht gefragt schmunzelt die Küchenchefin und meint: 'Immer noch Wiener Schnitzel mit Pommes.' Als Nachzügler haben inzwischen ein paar kräftige Monteure die Kantine betreten und lassen sich ordentlich auf die Teller laden. 'Tolle Sache hier', lobt einer mit deutlich ostdeutschem Akzent. Ein ebenfalls nicht gerade schmächtiger Kollege zieht vorbei und macht ein kleines Schälchen mit Salat voll. Simnacher hat schon einen Teller zur Hand genommen und will auch ihm reichlich zu essen geben. Doch der Hüne im Blaumann winkt ab: 'Das muss heute reichen.' Gegen eine strenge Diät hilft eben auch die beste Kantine nicht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden