Sieben Jahre lang war Dick Brave weg. Nach einem Flugzeugabsturz verschollen in den Weiten der kanadischen Wälder. So lange war er weg, dass er den Rock’n’Roll mühselig erst wieder erlernen musste. Das jedenfalls will seinen Fans ein längerer Video-Einspieler am Beginn des Konzertes von Dick Brave & the Backbeats in der gut gefüllten Big Box Allgäu weismachen.
Dass Legendenbildung der Beliebtheit nicht schadet, das hat schon Elvis Presley bewiesen, dem nachgesagt wird, er lebe noch irgendwo auf dieser Welt. Zwei Stücke des Hüftschwinger-Vorbilds befinden sich auch im Programm von Dick Brave. Ob nun klassischer Rock’n’Roll (Chuck Berry, Jerry Lee Lewis, Eddie Cochran), pfiffig durch den Rock’n’Roll-Wolf gedrehte aktuellere Titel, (Bruno Mars, Queens of the Stone Age) oder Eigenes: Auf der Bühne erlebt man den 40-Jährigen, der genüsslich mit gebrochenem Deutsch und seiner Identität als aus der Zeit gefallener amerikanischer Rockabilly-Star spielt. Selbst ein 'Schunkeling-Song' vom Oktoberfest wird verbraten.
Für das Event in der Big Box hat sich ein Teil des Publikums im Stil der wilden Fifties herausgeputzt: Gepunktete Kleider, weite Petticoats und die gut pomadierte Tolle lassen den Lifestyle von damals wieder aufleben. Und der Sound macht Laune. Bei dem treibenden Rhythmus ist es schlicht unmöglich, lange still zu stehen – oder zu sitzen, wie die eine Hälfte der Fans. Spätestens im Zugabenblock sind aber alle aus dem Häuschen.
Handstand auf Piano
Zum Finale tanzen, kullern und purzeln die vier Musiker der Begleitband 'Backbeats' kreuz und quer über die Bühne. Und Dick Brave (der unter einem weiteren Pseudonym den Schmusepopper Sasha gibt) macht den Handstand auf dem Piano.
Zum Verschwinden des ebenfalls unermüdlich hüpfenden und grätschenden Dick Brave gäbe es ja eine weitere plausible Theorie: Er war mit seiner Band im Fitness-Center von Fats Domino untergetaucht und trainierte an den Geräten für die aktuelle Tour.