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Bei einem Kaffee ins Geschäft kommen

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Bei einem Kaffee ins Geschäft kommen

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    Einzelhändler setzen immer häufiger auf Kundenbewirtung Kaufbeuren (avu). Marketing-Strategen sind schon früh auf den Trichter gekommen: Attraktive Angebote und günstige Preise sind heute nicht mehr die einzigen Lockmittel für den Kunden. Der Unterschied liegt vor allem im Service, in der Freundlichkeit und im Ambiente. Der Gast soll entspannt und ohne Druck einkaufen können. Viele Einzelhändler zwischen Kaufbeuren und Buchloe bewirten ihre Kunden deshalb wie selbstverständlich mit Kaffee und Snacks.

    Die angebotene Tasse Kaffee gehört in vielen Bankhäusern genauso zum guten Ton wie das Gläschen Schampus bei der Kosmetikerin. Wer auf sein Auto in der Werkstatt wartet, wird häufig vom Meister zum Espresso gebeten. Ausstellungen bekannter und unbekannter Maler ­ in Kneipen nichts Außergewöhnliches mehr. Der Cappuccino beim Frisör verkürzt neben neuem Gesprächsstoff das Warten, bis die Dauerwelle steht. Vor zehn Jahren war das 'wöchentliche Sonderangebot' aber häufig noch die einzige Attraktion. Zu den Vorreitern des 'Erlebniseinkaufens' in Kaufbeuren gehören etwa Karlheinz Nägele und Michael Skarke. 'Der Kunde muss nicht unbedingt kaufen', so Karlheinz Nägele vom gleichnamigen Kaufbeurer Bettengeschäft, 'jeder bekommt seinen Cappuccino.' 1984 fing er mit diesem zusätzlichen Service in seinem Landsberger Geschäft an, seit 1996 können sich die Kunden in Kaufbeuren zwischen Wasser- und Federbetten zum gepflegten Plausch niederlassen. 'Den Kunden als Gast betrachten' ­ nach diesem Motto bewirtet auch Optiker Michael Skarke seine Besucher. 'Da wird nicht gefragt, wie der Umsatz hinterher aussieht', sagt der Geschäftsmann, 'viele kommen auch nur zum Ratschen.' Vorteile für beide Seiten sieht Hans Junginger, Geschäftsführer des gleichnamigen Modenhauses in Kaufbeuren. Die Kaffeebar sei ein Ruhepol beim oftmals hektischen Einkauf und biete dem wartenden Ehepartner einen angenehmen Zeitvertreib. 'Andererseits erfahren wir auch viel eher etwas über die Wünsche der Kunden', so der Geschäftsführer. Etwa bei Reklamationen: Bei einer Tasse Kaffee werde schnell klar, 'wo der Schuh drückt'.

    Café Latte im Wintergarten

    Die Hektik aus dem Einkaufsbummel nehmen ­ das ist auch das Anliegen von Herbert Paulus, Geschäftsführer der Klosterbrauerei Irsee. Was dem Kunden neben Schweinsbraten und Bier geboten werden kann, zeigt er im Irseer Klosterviertel. Und im Centrum Mercato in Buchloe, das er konzipiert hat. Neben den Geschäften laden ein Café und ein Bistro die Passanten zum Verweilen ein. 'Die Kunden sollen in angenehmer Atmosphäre einkaufen', so Paulus.

    Oft ist die Bewirtung ein ein Platz- und Zeitproblem. Nicht jeder kann sich ­ wie bei Nägele ­ im Sommer einen Tisch sogar auf das Trottoir stellen. Die Espresso-Maschine neben der Kasse und eine Sitzecke sind für kleine Einzelhandelsgeschäfte eine günstige Alternative zur italienischen Bar. Konrad Joas ist an seinem neuen Standort im Innovapark aber gleich in die Offensive gegangen und will bald ein eigenes Café inmitten seiner mediterranen Altstadtlandschaft eröffnen. Derzeit können die Kunden bei Bedarf in den Wintergärten ihren Café Latte genießen. 'Das hat was von Urlaubsatmosphäre', sagt der Fensterexperte. Ohnehin will er seinen neuen Firmensitz im Gewerbegebiet zu einer Art Marktplatz machen. Demnächst beginnt die erste Bilderausstellung in den Verkaufsräumen; im Winter ist ein Weihnachtsmarkt geplant. Mit Glühwein, nicht mit Kaffee. Zeichnung: Manfred Küchle

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