Oberstdorf (wir). - Egal ob nach einem Bergunfall, als Skiwacht beim Bergen von Lawinenopfern oder im Kriseninterventionsteam - die Oberstdorfer Bergwacht ist 2005 häufig und vielseitig im Einsatz gewesen. Fast tausend Mal mussten die Bergretter ausrücken, um Verunglückten zu helfen oder gar Leben zu retten. Damit hatten die Oberstdorfer, obwohl mit 59 Aktiven personell mager ausgestattet, mehr als ein Drittel aller Bergwacht-Einsätze im gesamten Allgäu zu bewältigen. Die Bilanz des arbeitsreichen Jahres 2005 zog die Bergwacht-Bereitschaft in der Jahresversammlung im Depot am Rand der Fußgängerzone. Alle Mitglieder hoffen, dass nach jahrelangem Hin und Her um einen neuen Bergwacht-Standort das nächste Jahrestreffen bereits in der neuen Unterkunft stattfinden kann. Wenn alles nach Plan läuft, wird der erste Spatenstich für das neue Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft des Ski-Langlaufstadions im 'Ried' Mitte Mai stattfinden. Sommer-Einsatzleiter Andreas Tauser berichtete von einer Bergwandersaison mit 121 Einsätzen. Trotz des oft schlechten Wetters, das nicht gerade zum Wandern einlud, gerieten 56 Menschen in Bergnot. Nicht weniger gefährlich für die Einsatzkräfte, als zu Fuß ins unwegsame Gelände vorzudringen, gestaltete sich die Hilfe in 27 Fällen, wo das Geländefahrzeug zum Einsatz kam. Tragisch waren laut Tauser vor allem die neun tödlichen Abstürze von Menschen im alpinen Gelände.
Helikopter-Landeplatz am Depot Winter-Einsatzleiter Markus Luxenhofer begründete die gegenüber 2004 leicht gestiegenen Einsatzzahlen bei den Skiunfällen mit dem sehr frühen Saisonbeginn. 807 Mal rückte die Bergwacht aus, um verletzten Skifahrern, Snowboardern oder Rodlern zu helfen. Bei den Skifahrern überwogen Knieverletzungen. Bei den Snowboardern wurden lädierte Handgelenke am häufigsten diagnostiziert. Winters wie sommers war häufig ein Hubschraubereinsatz gefordert, weshalb man froh über einen Landeplatz beim neuen Depot ist. Bereitschaftsleiter Xaver Hartmann schilderte die Arbeit der Lawinenkommission und die Aufgaben der beiden Oberstdorfer Lawinenhundeführer: 'Neben den eigentlichen Aufgaben ist das ein zusätzlicher Riesenaufwand.' So habe man in der Kommission mit mehr als 100 Lawinenstrichen rund um Oberstdorf eines der größten Gebiete in ganz Bayern zu beobachten. Hinzu kamen für ihn als Hundeführer und seinen Bergwacht-Kollegen rund 70 Tage Arbeit, vorwiegend in der Ausbildung, aber auch mehrmals bei der Vermisstensuche oder bei Lawineneinsätzen. Viel Lob erntete Florian Veith für sein Engagement in der Anwärter-Ausbildung. Dieses Engagement geht nach Meinung des Allgäuer Ausbildungs-Leiters Georg Hasselberger weit übers übliche Maß hinaus. Hasselberger war auch zufrieden mit dem Einsatzwillen der Bergwachtler, die mit viel Disziplin Übungstermine wahrgenommen hätten. Vize-Bürgermeister Dr. Günter Meßenzehl dankte den Helfern für ihre bedingungslose Einsatzbereitschaft, egal zu welcher Tages- und Nachtzeit und egal bei welchem Wetter. Die Truppe sei unverzichtbar. Meßenzehl: 'Viele verdanken der Bergwacht ihr Gesundheit, manche ihr Leben'. Umso mehr freut ihn deswegen, dass in der 'unendlichen Geschichte' der Standortsuche für ein neues Depot nun doch das letzte Kapitel geschrieben sei.