Von Rolf Birk, Marktoberdorf - Die Kleine Kunstbühne 'mobilé' wird 20, und zum Auftakt dieses Jubiläumsjahres gab es ein begeisterndes Wiedersehen mit der Kabarettistin Simone Solga. Frei nach dem Motto 'Lächeln ist die netteste Art, anderen die Zähne zu zeigen', nahm sie in ihrem Programm 'Perle mit Zündschnur' charmant-bissig Zeiterscheinungen aufs Korn. Der Auftakt mit Flamencomusik und -kostüm entpuppte sich schnell als Einstieg in das zentrale Thema des Abends: das kulturelle, kulinarische und sonstige Leben in der sachsen-anhaltinischen Kleinstadt Aschersleben. Als von schlecht besuchten, miserabel organisierten Veranstaltungen genervte Kabarettistin steigt Solga aus und probiert sich in dieser Stadt als Wirtin. Groß sind die Widrigkeiten, mit denen sie dabei zu kämpfen hat. Abgesehen davon, dass der einzige florierende Verein des Ortes der Förderverein für den Friedhof ist, der Jugendtreff aus dem Bistrotisch der Tankstelle besteht und es zwar kaum Bekleidungsgeschäfte, dafür aber reihenweise Nagelstudios gibt ('weil die Probleme so unter den Nägeln brennen'), machen ihr Behördenfilz, Regulierungswut ('die Toilette steht zu nahe an der Heizung'), Fremdenfeindlichkeit und etliches mehr zu schaffen.
Mit diesem schon sehr ergiebigen Rahmen verquickte und verhackstückte Simone Solga - nicht zuletzt mittels etlicher running gags -weitere Themen, zum Beispiel den Einfluss männlichen Schnarchverhaltens auf das Liebesleben ('Lass dein Gaumensegel sagen ') oder auch abstrus Psychologisierendes, wie beispielsweise Publikum, das nie lacht, weil es den Kopf immer nach rechts (oder war es links?) hält; auch die Kritiker lachen angeblich nie, weil man eben bei der Arbeit nicht lacht. Und um noch eins drauf zu setzen, streute Solga immer wieder zwerchfellerschütternde Sprüche aus der DDR-Vergangenheit ein, wie 'Wenn du denkst, es geht nicht weiter, suche den Brigadeleiter'. 'mobilé'-Chefin Monika Schubert griff mit ihrem Gastgeschenk auf ein Thema des Abends zurück, nämlich die Inflation von Kleinkunstpreisen. Sie überreichte Simone Solga den 'Oberdorfer Spätzlesheber' und verband damit den Wunsch auf ein Wiedersehen - ein Wunsch, dem man sich nur anschließen kann.