Von Ingrid Grohe |Weiler/OberreuteAllein der örtliche Rahmen der Ausstellungseröffnung hätte dem Geehrten gefallen. Johann Keller hat die Plätze und Straßen von Weiler gerne in seinen Bildern festgehalten. Ebenso liebte er die Berge, vor allem den Hochgrat, den er täglich von seinem Haus in Irsengund (Oberreute) aus sah. Dass die Eröffnung der Gedächtnisausstellung anlässlich seines 100. Geburtstags mit einem Kurzkonzert von Andreas und Markus Kerber auf dem Kirchplatz in Weiler begann und mit einem Laserstrahl von Irsengund rüber zum Hochgrat endete, war eine gelungene Hommage an den Künstler.
Gut 120 Interessierte scharten sich um die Kerber-Brüder, die vor und auf den Kirchenstufen von St. Blasius mit Alphorn, Saxofon, Flöte und Gitarre gekonnt und gefällig Improvisationen spielten, die alpenländische wie irische Weisen ebenso durchschimmern ließen wie bekannte Jazzstandards. Von draußen nahmen die Gäste das Rauschen des Hausbachs mit hinein als zusätzlichen musikalischen Hintergrund für die Eröffnung im Kornhaus.
Erinnerungen und Anekdoten
Eine Laudatio im eigentlichen Sinne gab es nicht.
Stattdessen ein Gespräch dreier Männer, die mit Johann Keller bekannt, beziehungsweise befreundet waren: Jochen Richter, Hermann Flessa und Armin Dorner setzten sich "auf ein Glas Wein" zusammen, um ein paar Erinnerungen lebendig werden zu lassen und einige Anekdoten zu erzählen von dem Mann, der seinem Allgäu in der Kunst so eigene Farben, seiner Landschaft eine so eigene Architektur gegeben hat.

City. Nature. Future.
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Von der Liebe Kellers zu PS-starken Autos erfuhren die Zuhörer, von den Mühen eines Kunstfreunds, einen "Keller" zu erwerben, wie auch vom künstlerischen Austausch des Malers mit seinem Sohn Bernhard Jott Keller.
Die Ausstellung selbst, veranstaltet vom Westallgäuer Heimatverein und vom Nachlass Keller, kuratiert von Roman Soukup, gibt - zumindest auf den ersten Blick - nicht gar zu viel preis von demjenigen, dem sie gewidmet ist. Kein Porträtfoto Kellers ist zu sehen, keine Lebensdaten sind deutlich sichtbar aufgelistet. Mit 22 Werken werden vergleichsweise wenige Bilder von Johann Keller selbst gezeigt, dafür gibt es Beiträge anderer Künstler, darunter der Sohn, Bernhard Jott Keller.
Wer ein bisschen zu stöbern bereit ist, der kann sich aus der vielteiligen Schau dann doch ein Bild zusammenfügen von einem der größten Maler des Westallgäus. So sind im Forum des Kornhauses kleine Bilder, Skizzen, Zeichnungen und Entwürfe Kellers aufgehängt. Studien sich überschneidender Flächen und rhythmischer Linien deuten auf die eigene Maltechnik des Künstlers hin.
Außerdem wird im Forum der Film von Jochen Richter über Johann Keller gezeigt. Hier also endlich ist der Künstler selbst zu sehen und im Interview sogar zu hören. Kleine Kostbarkeiten stellen auch die Briefe Kellers dar, die er in der Kriegsgefangenschaft geschrieben und teilweise mit kleinen Skizzen versehen hat. Eine Auswahl wird im Westallgäuer Heimtmuseum gezeigt.
Dieser Teil der Schau blieb bei der Eröffnung unerwähnt. Dafür rückte eine Lichtinstallation zu später Stunde den Hausberg Kellers, den Hochgrat, ins rechte Licht. Nachtschwärmer waren beeindruckt von dem grünen Laserstrahl, der bei sternklarem Himmel Irsengund mit dem dominanten Berg der Nagefluhkette verband.
Eine ausführliche Ausstellungsbesprechung finden Sie morgen auf der Seite Allgäu-Kultur.
Die Ausstellung ist geöffnet bis 7. September: Mittwoch bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr, sonntags zusätzlich von 10 bis 12 Uhr.