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Beflügelt von englischem Komödiantentum

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Beflügelt von englischem Komödiantentum

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    Anklänge an Shakespeare bei Schlossfest-Matinee. Von Gabriele Schroth Marktoberdorf Eine hübsche Schlossfest-Idee war es doch, die Glanzzeiten der Oberdorfer Historie in der 'Johannisnacht' einmal mit dem großen Welttheater zu verbinden. Ganz im Sinne Shakespeares geriet denn auch die Musikakademie-Matinee mit Henry Purcells früher 'Sommernachtstraum'-Adaption 'The Fairy Queen' zum schalkhaften sommerlichen Schlossfest-Traum, der großen Anklang fand.

    'If love is a sweet passion, why does it torment?' ­ das war die Frage, um die Shakespeare mit weiser Ironie seinen 'A Midsummer Night\'s Dream' in Szene setzte. Von seinem Verwirrspiel in der Nacht vor der Hochzeit von Theseus und Hippolyta ließ sich nicht allein Monika Schubert zu ihrer Oberdorfer 'Johannisnacht' inspirieren. Schon die Romantiker Mendelssohn Bartholdy und Carl Maria von Weber und später Benjamin Britten schrieben dazu Ouvertüren und Zwischenaktmusiken. Nun versetzte das Marktoberdorfer Blechbläserensemble von Dolf Rabus zusammen mit Sprechern und Gesangssolisten das Publikum in seiner Schlossfest-Matinee weit über die Oberdorfer kurfürstlichen Zeiten zurück ans Ende des 17. Jahrhunderts, zu Henry Purcell, dem frühen 'Orpheus Britannicus' und seiner Sommernachtstraum-Vertonung 'The Fairy Queen'.

    Shakespeares Witz hatte freilich einen hervorragenden Anwalt in Prof. Kiermeier-Debre und seiner Adaption von Purcells sechsstündiger 'Semi-Opera', die erstmals 1692 im Queen\'s Theatre am Londoner Haymarket über die Bühne ging.

    Gewitzter Erzähler

    Atemlos verfolgte das Publikum die Schilderung dieses gewitzten Erzählers, der eine anschauliche Vorstellung gab vom Ballett der sechs Affen im chinesischen Garten, von der rasanten Auffahrt der römischen Göttin Juno, der Schutzherrin der Ehe, in ihrem prachtvollen Pfauenwagen. Von den phantastischen Maskenspielen und der strahlenden Ankunft des Sonnengottes Phoebus oder von Hymen, dem griechischen Hochzeitsgott.

    Englisches Komödiantentum schien 'Fairy Queen' zu beflügeln, mit der Covent Garden 1946 seinen Londoner Opernbetrieb wiedereröffnete. Dies vermittelte auch Geoffrey Cheeseman mit seinem Rezitieren von Originaltexten in erlesenstem Englisch. Er ließ wortgewaltig die spukhafte Nacht auftauchen, er sprach sanft das Wiegenlied, das 'Lullaby' der Elfen und verdeutlichte den Auftritt der vier Jahreszeiten, des frostigen fahlen Winters 'trembling with age'. Cheeseman hatte auch beim Erscheinen der Gäste draußen im Amphitheater zur Eröffnungsmusik der Blechbläser marktschreierisch komödiantisch die Schaulustigen zum Stück eingeladen.

    Schon Musica Sacra hatte mit dem 'Imago'-Sextett Musik der Shakespeare-Zeit von William Byrd und Thomas Tallis beschworden. Nun zeigte die Blechbläser-'Elf' von Dolf Rabus mit strahlendem Trompetenklang und sattem, weichem Posaunenschub, mit zartem Schwung und fettem Trumpf die für sie arrangierte Tonsprache Henry Purcells. Dazu vergegenwärtigten die Gesangssolisten zum Basso Continuo von Anette Naumann am Cembalo und Dorothee Gurski am Cello Purcells Arien: Anita Steuer mit glasklarem Sopran und Michaela Hofer mit warmem Alt, und mit zartem Mezzo sang Patricia Menzel ihr hübsch beschwingtes 'Hark' . Auch Ulrich Bayrhof, Bass, und Jürgen Schwarz mit hellem Tenor stimmten das Lobpreislied auf die Hochzeitsnacht an. Und wie Shakespeares Puck erbat Kiermeier-Debre zuletzt vom Publikum den wohlverdienten Applaus.

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