Zum Jubiläum der Sozialstation – Instrument aus dem Jahr 1786 Füssen Mit dem Jubiläumskonzert zu ihrem 20-jährigen Bestehen hat die Füssener Sozialstation sich selbst, dem Füssener Publikum und dem "Verein zur Förderung Alter Musik" ein schönes Geburtstagsgeschenk gemacht. Vorsitzender Sigfried Lecher konnte sich über guten Besuch im Colloquium von St. Mang freuen, Albert Frey über die Einnahmen des Konzertes, die seinem Musik-Förderverein zugute kamen.
Das "Bamberger Barock-Ensemble" mit Burkhard Browa (Violine), Franz Hammermayer (Violoncello) und Gertrud Jemiller (Hammerklavier) spielte klassische Trio-Musik von Michael und Joseph Haydn sowie von Wolfgang Amadeus Mozart. Das zart besaitete Hammerklavier steht klanglich zum modernen Konzertflügel in einem Verhältnis – wenn der gewagte Vergleich erlaubt ist – wie ein dezent schnurrendes Moped zum nagelnden Dieselmotor; entsprechend durchsichtig wurde musiziert. Die drei Künstler präsentierten sich als perfekt eingespieltes Kammer-Trio. Burkhard Browa erfreute mit warmem Geigenton, Gertrud Jemiller traktierte ihr empfindsames Tasteninstrument mit einfühlsamer Fingerfertigkeit. Eine besondere Überraschung bot der Cellist Franz Hammermayer: Er spielte nicht auf seinem eigenen Instrument, sondern auf einem "7/8-Cello" aus dem Museum, das der berühmte Füssener Geigenbauer Simpert Niggl im Jahre 1768 gefertigt hatte. Museumsleiter Thomas Riedmiller erzählte mit Stolz, dass der Kölner Musiker Fritz Eckard, gelegentlich Kurgast in Füssen, nach seinem Rücktritt vom aktiven Musizieren dem Museum das wertvolle Instrument vermacht hatte. Nach einer über 200-jährigen Odysee ertönte das "Meisterstück" erstmals in Füssen. Meisterwerke waren auch die drei Triokompositionen auf dem Programm: Michael Haydn, jüngerer Bruder von Joseph, gefiel durch geistreiche Themenfindung und unterhaltsame Terzenseligkeit zwischen Geige und Klavier; das Cello dient ihm noch nach barocker Tradition als Verstärker des Klavierbasses. Gleich die ersten Takte von Joseph Haydns Trio G-Dur entführten die Zuhörer in andere Welten: Kraftvolle Themen, meisterhafte Gleichbehandlung aller Instrumente durch den Komponisten und das hinreißende Finale "Rondo all’ Ongarese" ließen den Funken zum Publikum überspringen. Wolfgang A. Mozart bildete mit seinem Trio B-Dur KV 502 den Abschluss des festlichen Konzertes. Bei diesem Werk dominierte das Klavier im Ensemble – Mozart war halt ein leidenschaftlicher Pianist! Simpert Niggels Cello durfte jetzt unter den Händen von Franz Hammermayer mit Cantilenen glänzen, Burkhard Browa meisterte mit einer Violine die verspieltesten Spitzfindigkeiten Mozarts, und Gertrud Jemiller saß ohnehin im Mittelpunkt des Musizierens. Ein kleines "Schwimmfest" des sympathischen Ensembles aus Bamberg erhöhte bei der Zugabe den Unterhaltungswert des Konzerts.