Sie treten seit bald zehn Jahren erfolgreich in ganz Europa auf, nur in Memmingen war die Gruppe "Äl Jawala" bisher erst einmal zu hören - obwohl hier die Heimat von Steffi Schimmer ist, der einzigen Frau im Quintett: Im Jahr 2005 hatte Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer die Musiker spontan zur Memminger Meile eingeladen, nachdem er sie zufällig in der Ulmer Fußgängerzone hatte spielen hören. Dass dies nur eine kleine Promotour vor einem Konzert im Ulmer "Sauschdall" war und die Saxophonistin zudem eine geborene Memmingerin ist, stellte sich erst später heraus. Kulturredakteurin Brigitte Hefele-Beitlich sprach mit der 32-jährigen Musikerin über ihre Band und ihren zweiten Auftritt in der Maustadt.
Frau Schimmer, stimmt es, dass Sie sich das Saxophonspielen selbst beigebracht haben?
Schimmer: Ja - als ich während eines Auslandssemesters in Frankreich ein Saxophon in die Hand bekommen habe. Ich fand das spaßig und extrem leicht. Musikalisch bin ich also ein totaler Spätzünder.
Trotzdem leben Sie heute ausschließlich von der Musik.
Schimmer: Das kam dann Schritt für Schritt. Nach meiner Rückkehr nach Freiburg habe ich regelmäßig mit Freunden Musik gemacht. Irgendwann wollten wir nicht mehr nur so vor uns hinjammen, deshalb haben wir im Sommer 2000 die Band "Äl Jawala" gegründet. Unser Saxophonist Krischan Lukanow hat mir damals viel gezeigt - und jetzt habe ich sogar noch Musik studiert. Ich bin ja auch ausgebildete Tänzerin, aber als die Band immer erfolgreicher wurde, habe ich mich ganz für die Musik entschieden. Heute leben wir alle davon.
"Unterwegs sein und im Kopf beweglich bleiben"
Woher kommt eigentlich Ihr exotischer Bandname?
Schimmer: Aus dem Arabischen. Wir haben lange rumüberlegt, wie wir uns nennen sollen. Ein ägyptisch-rumänischer Freund hat uns dann darauf gebracht. "Äl Jawala" bedeutet "unterwegs ein", "Wanderer", "Nomade", es steht aber auch dafür, im Kopf beweglich zu bleiben.
Diese Beweglichkeit zeigt sich ja auch in Ihrer Musik, die mit verschiedensten Stilmitteln spielt. Wie nennt sich diese Richtung denn?
Schimmer: Das war lange Zeit eine der schwierigsten Fragen für uns, weil wir mit mindestens 20 Stilbegriffen antworten könnten. Irgendwann haben wir es reduziert auf die Bezeichnung "Balkan Big Beats".
Denn in der sehr alten, musikalischen Tradition des Balkan liegen unsere Wurzeln. Allerdings arrangieren wir nicht nur, wir komponieren auch selber. Wir lassen uns von den Harmonien und Melodien inspirieren und versuchen dann, den Stücken ein neues Groove-Gewand anzuziehen. Etwa mit Mustern aus dem HipHop, R&B oder Jazz.
Was fasziniert Sie so an diesem Balkan-Beat?
Schimmer: Es gibt spezielle Akkorde, die existieren nur in diesem Raum. Die Rhythmik des Balkan und seine unregelmäßigen Metren sind etwas ganz Besonderes und auch zum Beispiel, wie die Bläser phrasieren. Vor allem Trompeten und Euphonien spielen dabei eine Rolle, aber auch der Gesang. Insofern sind wir mit den Saxophonen, dem Bass und den Schlagwerken - und ohne Sänger - schon eine sehr reduzierte Besetzung
Und wer hört Ihre Musik?
Schimmer: Unser Publikum ist unglaublich bunt gemischt, von 14-jährigen Teenies bis hin zu Mitt-Siebzigern. Manche kommen wegen der jazzigen Seite, andere, weil sie sich auf einen tollen Tanzabend freuen. Wir machen überhaupt keine Zielgruppenmusik. In den größeren Städten ist die ganze Balkan-Schiene übrigens gerade ein Wahnsinns-Hype. Deshalb war auch das Kaminwerk sofort dabei, als ich wegen eines Termins angefragt habe. Die wollten so etwas sowieso ins Allgäu holen.
Frau Schimmer, formulieren Sie diesen Satz zu Ende: Der Auftritt in Memmingen ist für mich
Schimmer: super spannend! Ich freu mich total drauf, weil ich lange nicht mehr da war. Ich habe in den letzten Jahren viele Kontakte bewusst sein lassen und bin schon gespannt, wie sichs hier anfühlt!
Konzert Äl Jawala spielt am Samstag, 24. Oktober, um 20 Uhr im Kaminwerk. Kartenvorverkauf: Memminger Zeitung, Telefon (08331) 109 117.