Bestens gelang das Debüt des grenzüberschreitenden Symphonieorchesterprojektes "Orchestra sine nomine" im Lina-Thyll-Saal in Reutte. Unter der souveränen Leitung von Albert Frey aus Füssen wurde das Konzert mit Musikern aus dem Außerfern und dem südlichen Ostallgäu zu einem beeindruckenden Ereignis.
Wie berichtet, setzt sich der Klangkörper zum Großteil zusammen aus Lehrenden und Lernenden der Landesmusikschule Reutte, die auch Trägerin des Orchesters ist, sowie Kollegen anderer Musikschulen im Ostallgäu. Manche Konzertbesucher mögen sich wohl Gedanken gemacht haben, wie viel Mühe und Probenarbeit ein solch hochgestecktes Programm erfordert.
Die fünfsätzige Suite im alten Stil op. 40 "Aus Holbergs Zeit" von Eduard Grieg eröffnete den Abend würdevoll. In Mozarts "Concertone für zwei Violinen und Orchester" C-Dur, KV 190, gaben die hochkarätigen Solisten Antonio Spiller und Irina Simon-Renes vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks den Ton an.
Mit ihnen entfalteten sich das Konzert als gleichermaßen hochgradiges Kunst-Werk, wie als sinnlich erfahrbares kompositorisches Konzentrat: Gedankenarbeit zur höheren Unterhaltung.
In Bachs Brandenburgischem Konzert Nr.3 G-Dur, BWV 1048, dirigierte Albert Frey vom Cembalo aus. Unter seinen Händen strahlte das viel gespielte "Highlight" der Barockkonzerte unverbrauchte Frische aus. Spiellaune und intellektuelle Durchdringung der Partitur müssen sich treffen, um solche Resultate zu zeitigen.

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Den anspruchsvollen Abschluss bildete Igor Strawinskys geistvolle "Pulcinella"-Suite. Obwohl Strawinsky dabei Melodien, Themen und Fragmente verwendete, gelang es ihm durch Einfügung moderner Harmonien und rhythmischer Modifikationen, dem Werk seine eigene unverkennbare Note aufzudrücken.
Das Stück forderte nicht zuletzt durch die ständigen Taktwechsel das genaue Zusammenspiel, das intelligente Gestaltungsvermögen, den Elan des Orchesters voll heraus. Die gesamte Suite war ein virtuoses Paradestück der Blasinstrumente, die gemeinsam mit den fünf Streichersolisten im Dialog mit dem Tutti musizieren. Neben den beiden Solisten vom Radiosymphonieorchester glänzten mit Soli Dr. Wolfgang Berger (Viola), Franz Hammermayer (Violoncello) und Michael Haas (Kontrabass).
Die Premiere in Reutte stand durchweg auf beachtlicher Höhe und erlaubt günstigste Prognosen für den weiteren Aufstieg und Erfolg des neuen "Orchesters ohne Namen".