Nesselwang (mar). - Die Nesselwanger Privatbrauerei Bärenbräu und die König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg arbeiten künftig zusammen. Wie die Inhaber der Brauereien, Prinz Luitpold von Bayern sowie die Nesselwanger Familie Röck gestern bekannt gaben, übernimmt die Schlossbrauerei Vertrieb und Logistik von Bärenbräu sowie die Herstellung der Nesselwanger Biere im Lohnbrau. Zumindest für eine Übergangszeit werde aber auch in Nesselwang weiterhin Bier gebraut. Die Zusammenarbeit beider Brauereien sei kein Schnellschuss, so Prinz Luitpold: 'Wir haben seit über drei Jahren über dieses Modell geredet'. Man sei froh, dass die Entscheidung nun so gefallen sei, betonte Egon Röck. 'Natürlich ist ein bisschen Wehmut dabei', so Martina Röck angesichts der Brautradition ihrer Familie. Doch so sei nun eine langfristige Lösung für den Brauereistandort gefunden. Indem Bärenbräu die Herstellung seiner Biere im Lohnbrau nach Kaltenberg vergibt, lasse man sich für die Zukunft noch alle Möglichkeiten offen. Durchaus denkbar sei es beispielsweise, dass auch langfristig noch eine Biersorte in Nesselwang gebraut werde. Wie bisher fünf bis sechs verschiedene Sorten herzustellen sei für eine kleine Brauerei allerdings nicht mehr wirtschaftlich. Geplant sei ein gleitender Übergang. So habe sicherlich das dunkle Bier aus Nesselwang angesicht des König Ludwig Dunkels aus Kaltenberg keine lange Zukunft mehr. Andererseits könne Bärenbräu mit seinem Hellen oder dem Kellerbier die Angebotspalette der Schlossbrauerei bereichern.
'Sand zwischen großen Rädern' Prinz Luitpold sieht die Zusammenarbeit mit den Nesselwangern als Teil der gegenwärtigen Umstrukturierungen: 'In der Gastronomie und der Brauindustrie tut sich zur Zeit Einiges'. Unter den mittlerweile internationalen Braukonzernen hätten aber auch regionale Spezialitäten durchaus ihre Chance. 'Je größer die Räder werden, desto mehr Platz lassen sie für den Sand dazwischen', ist Prinz Luitpold sicher. Für die König Ludwig Schlossbrauerei, die sich den 'königlich geprägten Alpenraum' als Hauptverbreitungsgebiet erkoren habe, biete sich durch den Partner vor Ort große Chancen beim Absatz. 'Die Logistik ist einer der größten Kostenfaktoren für eine Brauerei', so Prinz Luitpold. Durch einen eingesessenen Partner wie Bärenbräu habe man völlig neue Chancen bei der 'Feinverteilung'. Die bisherigen Bärenbräu-Kunden hätten wiederum die Chance, ihr Sortiment um die Bierspezialitäten von Schloss Kaltenberg zu ergänzen. Dass die Partnerwahl nach dem Bräuhaus Füssen nun mit dem Bärenbräu Nesselwang zum zweiten Mal auf den Füssener Raum fällt, ist angesichts dessen königlich-bayerischer Geschichte kein Zufall. Die beiden 'Brückenköpfe' lägen dabei durchaus nicht zu eng beieinander, meint Prinz Luitpold. 'Wir sind uns bis jetzt auch nicht mit den Füssenern ins Gehege gekommen', erzählt Martina Röck. Für die Zukunft von Bärenbräu, bei dem keine Anlagen abgebaut oder verkauft werden sollen, gebe es mehrere Ideen. So sei beispielsweise bereits über eine kleine Schaubrauerei im Sinne von 'Erlebnisgastronomie' nachgedacht worden. Dass das Abfüllzentrum von Bärenbräu erhalten bleibt, sei sehr erfreulich, so Martina Röck. Vor allem um Bügelflaschen zu befüllen wird es rege von anderen Brauereien mitbenutzt. Weiter beliefert werde der Heimdienst und auch das Lager sowie der Festbereich sollen weiter in Nesselwang gepflegt werden.