'Der Betrieb steht immer im Vordergrund'. Für Gabi und Wolfgang Greber hat das jahrzehntelang gegolten. Bis Ende Juli. Dann werden sie ihre Bäckerei in der Lindenberger Lauenbühlstraße schließen und an Yvonne und Robert Pletsch verpachten. Sie werden im September neu eröffnen.
Die Bäckerei Greber gehört zu den alt eingesessenen Westallgäuer Betrieben, eine Bäckerei, auf die der Begriff Handwerk noch zutrifft. Vor 69 Jahren von Hermine und Otto Greber in Kaufbeuren gegründet, befindet sich die Bäckerei seit 1968 in Lindenberg. Ein Jahr später ist Wolfgang Greber in das Unternehmen seiner Eltern eingestiegen.
'Reinkommen, wohlfühlen, genießen', beschreibt Gabi Greber das Motto des Geschäftes. Damit hat es sich einen festen und treuen Kundenstamm erworben. Einige kaufen seit den ersten Tagen hier ein.
Die Grebers haben den Wandel im Bäckerhandwerk hautnah miterlebt. Als sie anfingen, wurde vor allem Brot verkauft. Und zwar in großen Mengen. Es gab Familien, die mehr als ein Dutzend Kipf auf einmal gekauft haben, die Ration für eine Woche. Heute nimmt der Kunde das Brot mitunter scheibchenweise, wünscht sich dafür mehr Abwechslung. Rund 20 verschiedene Sorten Brot haben die Grebers im Angebot, dazu kommt eine Vielzahl an Semmeln, Brezeln, Dauergebäck, Spezialitäten aus der Konditorei.
Um alles frisch in den Laden zu bringen, ist Wolfgang Greber 42 Jahre lang oft vor 2 Uhr in die Backstube gegangen. Vom frühen Morgen weg stand auch seine Frau im Geschäft, unterstützt 'von sehr treuem Personal'.

Die Technikeinrichter in Kempten
Die Technikeinrichter in Kempten
Um alle Wünsche der Kunden zu erfüllen, ging es samstags oft bis in die Abendstunden. Und als die Familie fünf Jahre lang eine Filiale in der Hauptstraße betrieben hat, war auch der Sonntag nicht mehr arbeitsfrei. Viel Arbeit sind die Grebers gewöhnt, sie wollen darüber nicht klagen, nur verständlich machen, warum sie jetzt kürzer treten.
Eigentlich wollte Wolfgang Greber immer mit 60 aufhören. Jetzt gibt er das Geschäft mit 58 ab. Viele Kunden haben Verständnis dafür, manche haben es aber kaum glauben wollen, schildert Gabi Greber, dem einen oder anderen sind gar die Tränen gekommen. Zu den Stammkunden ist über die Jahre eine Beziehung entstanden. 'Sie sind dir einfach nahe', sagt Gabi Greber. Für viele ist das mitten in einem Wohngebiet liegende Geschäft mehr als eine Bäckerei.
Es ist der Ort für einen freundlichen Plausch, für Kontakte zu Bekannten. Und der Laden hat eine Funktion als Nahversorger. Mittlerweile ist er Café, es gibt einen Mittagstisch, Käse, Wurst, Honig, Dinge des täglichen Bedarfs.
Einige der Greber-Spezialitäten, beispielsweise die Marzipankartoffeln wird es weiterhin geben. Die Grebers sind froh, dass es mit dem Geschäft weitergeht, wenn auch mit einem Pächter. Ihre beiden Töchter standen ihnen 'immer zur Seite'. Sie wollten den Betrieb aber nicht übernehmen. Die Eltern haben Verständnis dafür und hatten sich deshalb rechtzeitig nach einer anderen Lösung umgesehen. Die fand sich ganz in der Nähe. Seit Jahren pflegen die Grebers gute kollegiale Kontakte zu Yvonne und Robert Pletsch, die die Bäckerei Zendler in der Sonnenstraße betreiben.
Menschlich verstehen sie sich und sie schätzen gegenseitig das 'handwerkliche Können'. So ist man ins Gespräch gekommen.
Die freie Zeit werden die beiden zu nutzen wissen. Wolfgang Greber – viele Jahre lang aktiver Handballer und Fußballer – will wieder mehr Sport treiben, Radeln, Wandern, Skitouren unternehmen; auch zusammen mit seiner Frau. Und die beiden haben sich vorgenommen, sich für all die Dinge Zeit zu nehmen, die in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen sind. Ganz verzichten müssen aber auch die Kunden in Lindenberg nicht auf Gabi und Wolfgang Greber. Sie werden dem Pächter bei Bedarf zur Seite stehen und stundenweise im Betrieb mitarbeiten. Im Vordergrund stehen wird das aber nicht mehr.