Volkshochschule Beim Prager Eltern-Kind-Programm werden Babys zur Bewegung angeregt und haben erste soziale Kontakte zu Gleichaltrigen">

Artikel: Baby Jonas hat nur Augen für Klein-Carlotta

12. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Volkshochschule Beim Prager Eltern-Kind-Programm werden Babys zur Bewegung angeregt und haben erste soziale Kontakte zu Gleichaltrigen

Von Eva Büchele |BuchloeVergnügt glucksend liegt Fabian (fünf Monate) auf dem Boden. Der Gymnastikraum der Volkshochschule Buchloe ist mit Matten ausgelegt. Es ist kuschelig warm. Jetzt kommt auch Maja mit ihrer Mutter an. Interessiert guckt Fabian das Mädchen an und streckt seine Ärmchen in seine Richtung. "Ich wollte, dass mein Baby möglichst bald Kontakte zu anderen hat", sagt Fabians Mama Christina. Im Internet sei sie auf das Prager Eltern-Kind-Programm (Pekip) gestoßen und hat an der Buchloer Vhs eine geeignete Gruppe gefunden.

Ebenbürtige Spielkameraden

Soziale Kontakte unter den Kindern sei eines der wichtigsten Ziele von Pekip, sagt Gruppenleiterin Kati Wimmer. Deshalb sollten die Kinder einer Gruppe im gleichen Alter sein. "Eltern und Geschwister sind den Babys überlegen. In der Pekip-Gruppe treffen sie auf ebenbürtige Spielkameraden", sagt Wimmer. Und die Kleinen haben schon deutliche Sympathien. Jonas zum Beispiel hat nur Augen für Carlotta, ist seiner Mutter Celia aufgefallen.

Christina lässt nun einen Wasserball an einer Schnur über Söhnchen Fabian baumeln. Der strampelt mit den kräftigen, kurzen Beinchen. Wenn er den Ball trifft und dieser zu schwingen beginnt, quietscht das Baby vor Freude. "Pekip soll die Kinder zu Bewegungen anregen.

Das fördert die Entwicklung", erläutert Wimmer. Deshalb sind die Babys auch immer nackt. "So bewegen sie sich spontaner", sagt die Sozialpädagogin.

Verschiedene Materialien sollen den Kindern Bewegungen erleichtern. Die Bauchlage ist zum Beispiel bequemer, wenn das Baby sich auf dem Rand eines kleinen Planschbeckens abstützen kann. Wenn im Wasser auch noch bunte Förmchen herumschwimmen, dann vergisst der vier Monate alte Jonas, dass er die Bauchlage eigentlich gar nicht mag. "Ich nehme hier auch Spielanregungen für zu Hause mit", sagt Melanie, die Mutter von Carlotta.

Und während die Kinder mit den Händchen ins Wasser patschen, unterhalten sich die Mamas übers Stillen und über wunde Baby-Popos. Ebenfalls ein Ziel von Pekip: der Kontakt und Austausch unter den Eltern. Natürlich kommt es auch vor, dass ein Baby mal muss. Dafür haben alle Mamas Handtüchern und feuchten Tüchern dabei und das Malheur wird schnell aufgewischt.

Fabian wird langsam quengelig. "So ein Baby hat nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. Der Rest der Zeit hier ist Mama-Zeit", erläutert Wimmer. Denn Pekip soll auch die Beziehung zwischen Eltern und Kind stärken. Fabian darf sich jetzt in ein großes Tuch legen und wird geschaukelt. Die anderen Kinder liegen auf einer großen Luftmatratze und spielen mit Rasseln, knisternden Folien und seidigen Tüchern.

Denn die individuellen Bedürfnisse des Kindes stehen im Vordergrund. "Bei den älteren Kindern gibt es andere Spielanregungen, etwa kleine Rampen zum Hochkrabbeln", erklärt Wimmer.

Ideologien sind tabu

Das Programm eignet sich so für Kinder bis zu einem Jahr. Tabu sind bei Pekip Ideologien. "Die Mütter müssen im Umgang mit ihrem Kind ihren eigenen Weg finden", sagt Wimmer.

Fabian ist müde - das äußert er mit lautem Gebrüll. Seine Mama Christina nimmt ihn auf den Arm. So viele neue Eindrücke sind für ein fünf Monate altes Baby eben ganz schön anstrengend.