Kempten/Lindau | mb | Das Landgericht Kempten hat einen 32-jährigen Tschechen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Er wollte gemeinsam mit einer Bande am 30. März dieses Jahres in der Mercedes-Filiale in Lindau mindestens vier hochwertige Autos im Wert von über 350000 Euro stehlen. In diesem Fall, der da vor der ersten Strafkammer des Landgerichts verhandelt wurde, kam nur die Spitze eines Eisbergs vor Gericht. Die Spitze, weil der 32-Jährige nur das kleinste Rädchen der hochprofessionellen Autoschieberbande aus Tschechien war.
Der Angeklagte stand in der Nacht vom 30. auf den 31. März beim Autohaus Schmiere. Nachbarn hatten verdächtige Gestalten in der Nähe gesehen und daraufhin die Polizei gerufen. Als die Polizei eintraf, warnte der Tscheche seine Mitstreiter mit einem Funkgerät - woraufhin diese die Flucht ergriffen. Der 32-Jährige wurde aber festgenommen.
Falsche Nummernschilder
Der Verdacht gegen ihn erhärtete sich, als die Polizei sich das Autohaus und die Umgebung genauer anschaute. Nicht nur, dass eine Tür des Autohauses aufgebrochen war. Außerdem war ein Tresor aufgebrochen und 13 Autoschlüssel fehlten.
Und bei vier Limousinen der Luxusklasse waren bereits österreichische und Schweizer Nummernschilder angebracht, die die Gang kurz vorher auf einem Parkplatz geklaut hatte. Die Bandenmitglieder hätten also im Grunde nur noch in die Autos einsteigen und über die Grenze verschwinden müssen.

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Obwohl der Schmieresteher zunächst hartnäckig leugnete, etwas mit dem Einbruch zu tun zu haben, wurde er überführt, als in der Nähe gefüllte Benzinkanister gefunden wurden, mit denen die Autos betankt werden sollten. Auf diesen, wie auch auf den geklauten Nummernschildern waren seine Fingerabdrücke.
Richter äußert Zweifel
Die Aussage, die er vor Gericht machte, kam nur zustande, weil sein Bruder inzwischen ebenfalls in deutscher Untersuchungshaft saß und den Überfall zugegeben hatte: Zu viert seien sie nach Lindau gekommen, um Autos zu klauen. Er sei von seinem Bruder angeheuert worden, gegen ein verhältnismäßig geringes Honorar Schmiere zu stehen und ein Auto zurückzufahren.
An dieser Version bestanden nach Ansicht des Vorsitzenden Richters noch Zweifel. Denn erstens stellte sich bei der Abfrage der Mobilfunkbetreiber im Nachhinein heraus, dass im unmittelbaren Bereich der Mercedes-Filiale sieben tschechische Handys ins Netz eingebucht waren; zweitens hatten die Einbrecher sechs geklaute Nummernschilder dabei. Was dafür sprach, dass tatsächlich noch mehr Beteiligte noch mehr Autos klauen wollten.
Aber das Geständnis wirkte sich aus. Einerseits, um den Tschechen wegen gemeinschaftlichen schweren Bandendiebstahls zu verurteilen. Andererseits war es der Grund, ihn mit dreieinhalb Jahren Haft verhältnismäßig milde zu bestrafen. Weil er bis dahin keine Vorstrafen hatte und wohl tatsächlich nur das kleinste Rädchen der Autoschieberbande war.