Durach (ver). - 'Wir sind das erste Mal richtig in Deutschland. Vorher haben wir nur mal den Europapark Rust besucht': Jasmine Rossi und Simona Meloni, beide Auszubildende zur Kaufmännischen Angestellten beim Schweizer Kanton Tessin, sind derzeit bei der Firma SRI Radio Systems in Durach zu Gast. Möglich macht das 'xchange', ein grenzüberschreitender Lehrlingsaustausch. Die Industrie- und Handwerkskammer (IHK) Schwaben ist lokaler Ansprechpartner und vermittelt zwischen den Betrieben, die sich beteiligen wollen. Bei dem Projekt haben die Auszubildenden (Azubis) laut Werner Hohl, Ausbildungsberater bei der IHK Schwaben, die Möglichkeit, einen Teil ihrer betrieblichen Ausbildung in einem Unternehmen in einem Land oder Kanton im Bodensee- oder Alpenraum zu absolvieren. Ein Austausch erfolge derzeit mit Österreich und der Schweiz. Finanziert werde die Aktion von der Regio Bodensee, der Arbeitsgemeinschaft der Alpenländer und aus Mitteln der EU. So werden den Azubis etwa die Reisekosten erstattet und ihnen steht ein Betrag von 400 Euro für weitere Kosten zur Verfügung. Die Unterstützung gibt es für einen Aufenthalt von maximal vier Wochen.
Während des Austauschs erhält der Teilnehmer laut Hohl weiter sein Gehalt vom Ausbildungsbetrieb. Am Ende bekommen die jungen Leute ein Zertifikat. Der Lehrling soll nach Hohls Worten durch xchange mehr Selbständigkeit und Lebenserfahrung erlangen sowie neue Techniken und Führungsstile kennenlernen. Dies diene auch dem Unternehmen, da der Lehrling neue Impulse in die Arbeit einbringe. Meloni und Rossi haben bei SRI bereits einen Firmenrundgang gemacht und arbeiten nun bei SRI mit. Markus Bilgeri und Julian Borghoff, die bei SRI ihre Ausbildung zum Industriekaufmann machen, waren drei Wochen bei der Firma Rapelli im Tessin, die Wurstspezialitäten herstellt. 'Es war interessant, weil die Firma etwas völlig anderes macht und wir Abteilungen kennengelernt haben, die es bei uns nicht gibt', sagt Borghoff. Als Beispiel nennt er die Marketing-Abteilung, die SRI Durach als Fertigungsbetrieb nicht habe. Es sei eine wichtige Erfahrung, einmal auf sich gestellt zu sein, ergänzt Bilgeri.'Wir möchten den Azubis eine breit gefächerte Ausbildung ermöglichen', so Norbert Fleschhut, Ausbilder bei SRI. Man wolle gute Kräfte heranziehen und investiere deshalb in die Ausbildung. Zudem brauche eine international agierende Firma Mitarbeiter, die bereit seien, sich auf andere Kulturen einzustellen.