Das Allgäu ist bei der Luftrettung gut versorgt, wie aus einer Untersuchung des bayerischen Innenministeriums hervorgeht (Grafik). Denn im grenznahen Raum können neben deutschen Hubschraubern bei Engpässen auch Rettungsmachinen aus Österreich (Reutte) oder aus der Schweiz angefordert werden, was vor allem bei Einsätzen in den Bergen häufig vorkommt.
In der Diskussion um den Standort für einen weiteren Rettungshubschrauber-Standort in Schwaben hatte sich der Kaufbeurer Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl (Freie Wähler) für Kaufbeuren als Standort ausgesprochen. Der in Kempten stationierte Rettungshubschrauber Christoph 17 sei überlastet und könne die Region Ostallgäu "nicht befriedigend" versorgen.
"Natürlich versorgt Christoph 17 das Ostallgäu mit", betont Wolfgang Klaus, Geschäftsleiter des Rettungszweckverbandes Kempten, der mit Ausnahme des Unterallgäus und der Stadt Memmingen für das gesamte Allgäu zuständig ist.
Sollte im Ostallgäu ein Hubschrauber erforderlich sein, die Christoph 17-Crew aber gerade einen anderen Einsatz fliegen, wird als nächstes die in Reutte/Tirol stationierte Maschine angefragt. Steht auch diese nicht zur Verfügung, würde der in Murnau/Oberbayern stationierte Hubschrauber den Fall übernehmen. Beispielsweise waren bei dem schweren Busunglück auf der A8 bei Ulm am vergangenen Sonntag mit zwei Toten neben der Maschine aus Kempten unter anderem auch Hubschrauber aus Nürnberg, Ingolstadt und Friedrichshafen im Einsatz. Es gebe bei den Einsätzen immer "großräumige Verschiebungen", erläutert Rettungsdienst-Experte Klaus. Entscheidend sei, dass in jedem Einzelfall möglichst schnell Hilfe vor Ort sei.
"Im Ernstfall geht es um jede Minute", sagt Christoph 17-Chefpilot Johann Burger. Die Alarmierungskette mit der Anfrage von Maschinen an anderen Standorten sei schon im Computer der Rettungsleitstelle vorgesehen.
Christoph 17, geflogen von Piloten der Bundespolizei (früher Bundesgrenzschutz), war vergangenes Jahr 1636 Mal im Einsatz. Damit liegt die Maschine auf Platz drei aller zwölf Rettungshubschrauber der Bundespolizei in Deutschland. Rettungshubschrauber werden in Bayern unter anderem auch vom ADAC betrieben. Die Kosten für eine Flugminute betragen zwischen etwa 35 bis ca. 70 Euro. Maschinen der Bundespolizei sind günstiger, weil die Organisation die Personalkosten trägt.