und dienstunfähig Stress macht Lehrer krank: Jeder zweite scheidet früher aus Kempten (dam). Weil sie sich von den Belastungen des Unterrichts überfordert fühlen, leiden viele Lehrer an Erschöpfungszuständen, Depressionen oder organischen Schäden. Ein Teil der Lehrkräfte scheidet wegen des so genannten 'Burn-out-Syndroms' sogar aus dem Schuldienst. Laut Kultusministerium geht jeder zweite Lehrer in Bayern wegen Dienstunfähigkeit vorzeitig in den Ruhestand; diese Zahl bestätigt sich auch für das Allgäu. Mit Anti-Stress-Seminaren soll betroffenen Lehrern geholfen werden.
Bayernweit gingen im vergangenen Jahr laut Angaben des Kultusministeriums 2132 Lehrkräfte in den Ruhestand, 1063 von ihnen wegen Dienstunfähigkeit (Anteil von 49,86 Prozent); ein häufiger Grund für das vorzeitige Ausscheiden (vor dem 65. Lebensjahr) ist die psychische Überlastung. Zwar lassen sich die Zahlen aus Datenschutzgründen nicht für einzelne Landkreise darstellen, aber der Pressesprecher der Regierung von Schwaben, Martin Pflaum, bestätigt die Quote auch für das Allgäu: ' Für Volks-, Berufs- und Förderschulen gibt es hier keine Abweichung.'
Über die Dienstunfähigkeit eines Beamten entscheidet ein Amtsarzt bei der jeweiligen Regierung. Er prüft Krankheitsgeschichte, ihre Auswirkungen auf den Dienst des Beamten und beurteilt schließlich, ob eine dauerhafte Dienstunfähigkeit vorliegt oder der Beamte nach einer Pause von sechs Monaten wieder einsatzfähig ist.
Als 'alarmierend' bezeichnet die Leiterin der Schulabteilung bei der Regierung von Schwaben, Gabriele Holzner, die Zahl der Stress-kranken Lehrer. Gründe sieht Holzner in der gesteigerten Erwartungshaltung an die Lehrer bei zugleich geringerer Wertschätzung der Lehrer-Arbeit, in der stärkeren Belastung durch mehr Erziehungsaufgaben, größere Klassen und eine Verhaltensveränderung der Schüler durch Fernsehen und Internet. 'Der Druck für Lehrer ist heute viel höher als vor 15 Jahren.' Seminare etwa zum Thema 'Stressbewältigung' wie sie die Lehrerakademie in Dillingen anbietet, sollen Lehrern helfen.
Der Marktoberdorfer Schulpsychologe Claus Strunz leitet an der Akademie in Dillingen Konfliktlösungs-Seminare für Lehrer aller Schularten. Strunz sagt, er kenne eine Vielzahl von Kollegen, die Symptome des so genannten 'Burn-out-Syndroms' (englisch für 'ausgebrannt sein'): Erschöpfungszustände, und Antriebslosigkeit. Der Schulpsychologe spricht von einem Tabu-Thema. 'Viele Kollegen scheuen sich zu sagen: Ich bin ausgebrannt. Doch das Burn-out-Syndrom darf nicht heruntergespielt werden.' Viele Lehrer litten darunter, dass ihre Arbeit keine Wertschätzung erfahre, obwohl der Unterricht die Lehrer intensiv fordere. 'Wer denkt, ein Lehrer liegt den ganzen Tag am Baggersee, hat vom Schulalltag keine Ahnung.'
Auch der Direktor des Jakob-Brucker-Gymnasiums in Kaufbeuren, Heinz Peter Kempf, sagt: 'Ja, es gibt die ausgebrannten Lehrer.' Konfliktlösungs-Strategien bereits in der Lehrerausbildung zu lernen und eine höhere Gesprächsbereitschaft innerhalb eines Lehrerkollegiums könnten laut Kempf einer möglichen Überforderung entgegenwirken.