Memmingen | ver | Die Batterie ist leer, nichts geht mehr: Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Burn-out-Betroffenen immer weiter an. Deshalb war der seelische, geistige und körperliche Erschöpfungszustand auch Thema bei den 8. Memminger Naturheiltagen am Wochenende. Dr. Vinzenz Mansmann war einer von zwei Experten, die über das Erschöpfungs-Syndrom informierten.
"Seit fünf Jahren greift das immer mehr um sich", sagt Mansmann, seit 19 Jahren auf das Syndrom spezialisiert und Chefarzt einer Privatklinik in Bad Waldsee. Verlässliche Zahlen zur Häufigkeit gibt es nicht. Der Grund ist laut Werner Winter, Berater für betriebliche Gesundheitsförderung bei der AOK Bayern, dass das Burn-out-Syndrom keine offizielle Diagnose sei. Es gebe aber Umfragen, nach denen rund fünf Prozent der Erwerbstätigen zwischen 25 und 40 Jahren betroffen sind.
Mansmann behandelt meist Menschen im Alter zwischen 45 und 58 Jahren - vor allem Lehrer, Beamte, Ärzte, Therapeuten und Pfarrer. Die Betroffenen litten oft unter dem Helfersyndrom: "Sie opfern sich auf, ohne auf sich selbst zu achten.
" Wegen der Finanzkrise sei das Syndrom inzwischen auch zunehmend bei Bankangestellten zu beobachten, die sich aus Angst um den Arbeitsplatz in die Mehrarbeit stürzten.
Eine weitere Tendenz: Frauen trifft es häufiger. Dies hänge mit ihrem starken Harmoniestreben und dem unrealistischen Frauenbild zusammen: Denn Frauen sollten nicht nur im Beruf erfolgreich, sondern auch perfekte Mütter, Hausfrauen und Krankenschwester für die pflegebedürftigen Eltern sein. Burn-out zeigt sich laut Mansmann etwa daran, dass der Betroffene lustlos oder gereizt wird und sich von anderen zurückzieht. Begleitend treten etwa Migräne, Tinnitus, Rückenschmerzen und Schlafstörungen auf.
Der Experte betont: "Burn-out-Betroffene sind keine Faulenzer, sondern besonders motivierte und perfektionistische Menschen." So sieht er Burnout als Persönlichkeitsproblem: "Diese Menschen können nicht Nein sagen, wenn an sie zu hohe Anforderungen gestellt werden, und vernachlässigen sich selbst." Wichtig sei deshalb eine Verhaltensänderung - der Patient müsse seine Einstellungen hinterfragen.
Zu den Naturheiltagen kamen Samstag und Sonntag laut Veranstalter etwa 10000 Besucher in die Stadthalle. "Wir sind sehr zufrieden", so Ingrid Gaydon, Vorsitzende des veranstaltenden Naturheilvereins.