Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Aus dem Leben eines Kletterprofis

Allgäu

Aus dem Leben eines Kletterprofis

    • |
    • |

    Von unserem Mitarbeiter Andreas Ellinger, Kempten - Das Allgäu entwickelt sich immer mehr zum Treffpunkt der deutschen Wettkampfkletterer. Jüngster Zuwachs des Kemptener Alpenvereins: Christian Bindhammer. Der 28-Jährige ist sicher einer der erfolgreichsten Kletterer Deutschlands: Er ist achtfacher deutscher Meister, erreichte Spitzenplatzierungen bei Weltcups und siegte bereits bei verschiedenen internationalen Wettkämpfen - wie etwa beim Rockmaster im italienischen Arco. Ins Allgäu zog es Bindhammer, der in erster Linie von Sponsorengeldern lebt, vor allem wegen der guten Trainingsmöglichkeiten in Hallen wie Ottobeuren und Scheidegg sowie an der Kemptener Außenanlage. Aber auch 'die verkehrsgünstige Lage von Kempten' nennt er als Grund, weshalb er mit seiner Freundin in Bamberg die Koffer packte und jetzt hier wohnt. Denn Kletterer sind viel unterwegs. Neben zahlreichen Flugmeilen legt Profi Bindhammer 'pro Jahr rund 60000 Kilometer' mit seinem Auto zu den Felsen und Wettkampfwänden in ganz Europa zurück. Darin sind zwar auch jene Strecken enthalten, die er als Konstrukteur von Kletterwänden fährt. Doch in erster Linie geht es darum, sich optimal auf Wettkämpfe vorzubereiten und schwere Routen zu begehen. Beides gelingt Christian Bindhammer und seinem ebenfalls sehr erfolgreichen Bruder Andreas (31) mit erstaunlicher Regelmäßigkeit. So hat der ehemalige Jugend-Weltmeister bereits über 20 Routen in den Schwierigkeitsgraden 11- und 11 begangen - darunter so berühmte Touren wie die 'Action directe' im Frankenjura. Die von Wolfgang Güllich erstbegangene Tour gilt als die weltweit erste im glatten elften Schwierigkeitsgrad.

    Acht Stunden Training pro Tag Aber auch die Bindhammers haben einmal klein angefangen. Die ersten Schritte in der Vertikalen machten sie im Altmühltal. Irgendwann folgte jener Trainingswinter, der unter Kletterern allein schon wegen seiner Intensität bekannt ist: Bis zu acht Stunden am Tag quälten sich die Bindhammer-Brüder, um besser zu werden. Nebenbei achteten sie streng auf ihr Gewicht, um ja nicht zu schwer zu werden. Da musste auch nach einem harten Klettertag ein Apfel reichen. Das Training zahlte sich aus: Die Bindhammers wurden zu einer festen Institution im Klettern. Sie sicherten sich mit ihrem 'konsequenten Einsatz' für den Sport zahlreiche nationale und internationale Titel. Erfolgreich ist Christian Bindhammer immer noch - so belegte er erst vor kurzem den zweiten Platz bei einem Wettbewerb zum Weltcup. Doch er hat im Laufe der Jahre gelernt, dass es auch ein Leben außerhalb des Kletterns gibt. Mittlerweile dürfen die Mahlzeiten 'schon mal etwas kräftiger' ausfallen, als es eigentlich nach strenger Lehre erlaubt wäre. Dann wird eben am nächsten Tag etwas kräftiger trainiert. Und auch ein wenig Genuss schadet nicht: Unlängst hat der 28-Jährige 'eine Vorliebe für Whiskey' entdeckt. Wer den Neu-Kemptener kennt, muss sich allerdings keine Sorgen machen, dass er jetzt dem Alkohol verfällt. Denn wegen eines Katers am Morgen danach auf das Klettern zu verzichten - das geht selbst beim besten Whiskey nicht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden