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Aus dem Gewächshaus direkt in den Kompost

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Aus dem Gewächshaus direkt in den Kompost

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    Kaufbeuren (rö). - Schon dem Normalbürger geht der überlange Winter allmählich auf die Nerven - einer ganzen Branche aber bescheren Frost und Schnee gewaltige Einnahmeverluste: Die Gartenbaubetriebe können ihre Frühjahrsblumen nicht verkaufen. Diese nehmen viel Platz in den Gewächshäusern ein. Doch da sollte jetzt eigentlich schon der Sommerflor gezogen werden. Ein großer Teil der Primeln, Hyazinthen und Osterglocken wird deshalb bei vielen Gärtnern aus dem Gewächshaus direkt auf dem Kompost landen. 'Die Kunden stehen an sich schon in den Startlöchern', hat Richard Heuberger, Geschäftsführer des Gartencenters Dehner, festgestellt. Doch so lange Schnee liegt und der Boden noch gefroren ist, ist logischerweise nicht daran zu denken, Blumen zu pflanzen. Für viele Gartenbaubetriebe eine fatale Situation, denn die Gewächshäuser stehen voll mit den herrlichsten Frühlingsblumen, und die verblühen mehr oder weniger ungesehen. Zwar gönnten sich die Kunden auch für das Wohnzimmer ein paar Primeln - mit Glück halten sie im geschlossenen Raum eine Woche. 'Aber von den paar lebt man nicht', so Erika Fürst vom gleichnamigen Betrieb aus Mauerstetten. Das Hauptgeschäft ist 'das, was im Garten gepflanzt ist oder in Schalen vor der Türe steht.' Sollte das Wetter so kalt bleiben, müsse sich die Firma wohl von einem Teil der Blumen trennen, denn 'wir haben Platzprobleme ohne Ende', da die Sommerblumen gezogen werden müssen. Die Situation sei 'ganz böse', urteilt auch Gerlinde Tippelt von Blumen Tippelt in Neugablonz, und rechnet mit einem 'ganz großen Minus' in diesem Frühling. 'Wir werden die Ware wohl gleich auf den Kompost schmeißen.' Nicht nur, dass keine Blumen verkauft werden ('für den Friedhof oder Schalen gehen ja sonst immer gleich mehrere Stöcke weg') - es kommen auch noch vermehrte Heizkosten und Kosten für das viele Gießwasser hinzu. Der Schaden sei im restlichen Jahr nicht mehr aufzufangen. 'Selbst wenn es bis April besser wird: Dann werden die Leute gleich abwarten bis zum Sommer und nichts mehr zwischenpflanzen', befürchtet Gerlinde Tippelt.

    'Heizkosten ohne Ende' 'Heizkosten ohne Ende' beklagt auch Silvia Dörfler von der Gärtnerei Dörfler in Kaufbeuren. Dennoch sehe die Situation in ihrem Betrieb nicht ganz so schlecht aus wie bei einigen Kollegen, denn sie fange jetzt erst an mit den neuen Kulturen auf Pfingsten hin. Üblicherweise verkauft die Gärtnerei sonst viele Stiefmütterchen, aber weil Ostern heuer sehr früh ist, hat sie ausnahmsweise in diesem Jahr eher auf späteren Flor gesetzt als auf Frühlingsblumen. 'Sonst hätten wir heuer auch Platzprobleme. Wer viele Frühjahrsblumen hat, ist verzweifelt', schätzt Dörfler. 'Wir hoffen auf kommende Woche', sagt Annemarie Unsinn von der Gärtnerei Schorer und Unsinn in Oberostendorf. Bislang habe sie noch keine Blumen wegwerfen müssen, denn 'wir haben zwar viele Primeln, aber eine spätere Sorte. Die kommen jetzt erst richtig'. Einigermaßen gut steuern lasse sich der Verkauf bei Dehner, erklärt Richard Heuberger. Es gebe keine Platzprobleme, da die Blumen über die Zentrale geordert werden, 'und die hält das für uns zurück'. Zum Wochenende habe er sogar nachbestellen müssen, wenngleich das Geschäft im Februar deutlich schlechter lief als gewohnt. Das Unternehmen habe im Warten auf den Frühling alles etwas verzögert, sogar die Werbung kam eine Woche später als sonst.

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