Helmut Scheuerle überquert mit dem Heißluftballon die Alpen - Temperaturen bis minus 22 Grad Eglofs (az/bes). Nur an wenigen Tagen der Winterzeit lassen zügige Höhenwinde eine Alpenüberquerung mit dem Heißluftballon zu. Ein stabiler Nordwind kann dann den Ballon in wenigen Stunden bis an die Adria treiben. Allerdings erfordert ein solches Abenteuer einige Vorbereitungen und Sicherheitsmaßnahmen. Der Eglofser Helmut Scheuerle vom Ballonsportclub Voralpenland hat sich zusammen mit Mitfahrer Hanno Schoten an dieses Projekt gewagt. Startort war Füssen.
Die Prognosen versprachen laut Scheuerle im Vorfeld ideale Bedingungen für eine Überquerung. In 6000 Metern Höhe sei eine Geschwindigkeit von rund 100 Stundenkilometern zu erwarten gewesen. Die Aussichten auf eine sichere Landung im südlichen Italien für die zwei Ballonsportler und ihre knapp 200 Kilogramm Propangas Zuladung waren entsprechend gut, berichtet Scheuerle. Auch in der Luft gebe es Regeln wie im Straßenverkehr. Sperrgebiete, Flughäfen und Kontrollzonen müssen umfahren werden, um den Flugverkehr nicht zu behindern. Doppelte Messgeräte und Atemsauerstoff gehören zur Grundausstattung. Für eine Notlandung in den Alpen dürfen Zelt, Schlafsack, warme Nahrung und heißer Tee nicht fehlen. Sonnenbrille, Sonnencreme und Frostschutzsalbe seien selbstverständlich. Eine Schuhsohlenheizung oder die Füße in Alufolie gewickelt würden den Temperatursturz erträglicher machen, sagt der Ballonsportler aus Eglofs. Mit leichter Verzögerung ging der Ballon bei leichtem Schneefall um 11 Uhr schließlich mit einer Geschwindigkeit von drei Metern pro Sekunde in die Luft. Rund 45 Minuten später haben die Argenbühler bereits das Inntal westlich von Innsbruck überquert. Langsam habe sich hier die dünne Luft bemerkbar gemacht. 'Wir haben unsere Lungen deshalb mit dem Sauerstoff aus der Flasche geduscht', so Scheuerle. Er schwärmt vom Ausblick auf die verschneite Bergwelt: 'Hier kann man die Natur rundum erleben, ohne störenden Lärm. Es ist, als ob man auf einem Balkon mitten im Himmel steht.'In 5700 Metern Höhe habe der Ballon eine Geschwindigkeit von 150 Stundenkilometern erreicht. Obwohl es Richtung Süden ging, habe sich die Temperatur von minus 22 Grad deutlich bemerkbar gemacht. Zu diesem Zeitpunkt, in der Nähe von Verona, haben die Argenbühler zwei Drittel der Wegstrecke bewältigt und dabei rund zwei Drittel des Gasvorrats aufgebraucht. Er habe dann versucht, eine günstige Höhe zwischen 4000 und 5000 Metern zu finden, erklärt Scheuerle. Denn unter 4000 Metern Höhe wäre der Wind zu langsam gewesen, um rechtzeitig die Po-Ebene zu erreichen. 'Wir hatten bei der Überquerung an sich keine Probleme. Allerdings ist es in einem Weinbaugebiet schwierig, einen geeigneten Landeplatz zu finden', so Scheuerle. Hinzu sei gekommen, dass der Wind in Bodennähe immer wieder in eine andere Richtung drehte, sowie ein dichtes Netz von Hochspannungsleitungen. Nur mit viel Geduld, einer guten Reserve Brennstoff und etwas Mut sei es der Zwei-Mann-Besatzung gelungen, den Ballon zwischen zwei Leitungen in einem frisch gepflügten Acker landen. Knapp vier anstrengende Stunden und über 250 Kilometer waren Scheuerle und Schoten unterwegs. Zurück ging es deshalb mit dem Auto. Allerdings plant Scheuerle bereits die nächste Alpenüberquerung. 'Bei nächster Gelegenheit' soll es wieder losgehen.