Kempten | bec | Engelbert Eder wirft einen kritischen Blick gen Himmel. 'Hoffentlich regnet es nicht', sagt der 70-Jährige und Wolfgang Petrich fügt an: 'Die Kälte macht nichts, nur nass darf es nicht werden.' Das Kirchenvorstandsmitglied und der Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Heiligkreuz setzen alle Hoffnungen darauf, dass Petrus ihnen am Donnerstag, dem Fronleichnamstag, keinen Strich durch die Rechnung macht. Seit 16 Jahren führt Geistlicher Rat Josef Herz die große Fronleichnamsprozession in Heiligkreuz an und seit 16 Jahren musste sie nie wegen Regens in der Kirche durchgeführt werden.
In Heiligkreuz ist das Fronleichnamsfest, das Hochfest des Leibes und Blutes Christi, eine ganz besondere Feier. Seit Jahren und Jahrzehnten wird das Fest nach alter Tradition begangen, bis auf die Prozessionsroute in den 70er Jahren, erinnert sich Kirchenvorstand Eder, habe sich am Ablauf nichts verändert. 'Das Besondere sind die vier Altäre, die wir immer noch haben', sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzender Petrich: Die vier Altäre, für jedes Evangelium einer, wurden einst von Jugendlichen aus den vier alten Schulsprengeln Hirschdorf, Dorns, Leinschwenden und Heiligkreuz gebaut. Jeweils am Vorabend stellen die jungen Männer sie entlang des Prozessionswegs auf. Frühmorgens an Fronleichnam kommen dann die jungen Mädchen und schmücken sie liebevoll mit Blumen.
'Wir sind dankbar dafür, dass wir die Prozession heute noch genauso durchführen können wie schon vor Jahrzehnten', freut sich Wolfgang Petrich. Die Tradition gehe von Generation zu Generation über 'und bei der Jugend funktioniert es immer noch'. Das liege zum einen, so Petrich, an der guten und eingeschworenen Dorfgemeinschaft in Heiligkreuz und zum anderen, sagt Kirchenvorstand Engelbert Eder, an Geistlichem Rat Josef Herz: 'Er hatte schon immer eine gute Verbindung zu den Ministranten und der Jugend und rührt schon im Vorfeld immer die Werbetrommel, damit genug zusammen kommen.'
Wenn die Heiligkreuzer Fronleichnam feiern, braucht es nämlich viele Helfer: Mindestens 28 Ministranten, Musikkapelle, Männerchor, Mädchen, die eine Mutter-Gottes-Figur mit sich tragen, und alle anderen Vereine mit ihren Fahnenabordnungen. Und damit sich bei - laut Eder - rund 200 Menschen keiner ins Gehege kommt, wird heute wie damals auf die Prozessionsordnung geschaut, bevor der Zug mit dem Allerheiligsten sich in Bewegung setzen darf: Vorneweg laufen die Ministranten mit Fahne und Vortragskreuz, dann kommen die Erstkommunikanten und Kinder, die Fahnenabordnungen der Vereine, die große Kirchenfahne, der Männerchor Heiligkreuz, die Musikkapelle Heiligkreuz, wieder Ministranten mit Rauchfass und Kerzenleuchtern, dann Buchträger und Lautsprecher sowie der Priester unter dem Baldachin mit dem Allerheiligsten, die Mädchen mit der Mutter Gottes, die Frauenfahne und schließlich das Volk.
Früher, weiß Petrich, bestand letzteres ausschließlich aus Frauen, denn die Männer liefen mit der großen Kirchenfahne. 'Aber heute geht es ein bisschen durcheinander', schmunzelt er. Petrich und Eder soll das recht sein - solange es nur am Donnerstag nicht regnet.
Fronleichnam beginnt in Heiligkreuz mit einem Gottesdienst um 9 Uhr. Danach, gegen 10 Uhr, findet die etwa eineinviertelstündige Prozession statt.