"Das ist die Krönung für seinen Aufwand und seine Leistung." Als klar war, dass Bundestrainer Joachim Löw den gebürtigen Memminger Holger Badstuber für den erweiterten Weltmeisterschaftskader nominieren würde, freute sich nicht zuletzt Mutter Helga Badstuber mit ihrem Sohn.
Und sie drückte damit noch stärker aus, was der junge Verteidiger des FC Bayern München in diese dürren Worte gekleidet hatte: "Ich hab mich natürlich gefreut." Der 21-Jährige ist zwar der "Aufsteiger der Saison", aber er ist kein Freund vieler Worte oder spontan geschliffener Formulierung. Noch sprachloser war Badstuber, als er am Tag vor der offiziellen Nominierung einen Anruf auf dem Display seines Handys registrierte ("es war eine mir unbekannte Nummer") und der Bundestrainer am anderen Ende der Leitung ihm die frohe Kunde überbrachte. Ob Löw den jungen Oberschwaben aus Rot a. d. Rot als Alternative für die Innenverteidigung sieht oder ob er ihn letztlich bis zum Stichtag 1.
Juni doch noch aus dem 27er-Kader für die WM streicht, ändert nichts an dem unvorstellbar steilen Aufstieg eines Mannes, der vor Jahresfrist vermutlich noch froh gewesen wäre, wenn er einen festen Platz auf der Ersatzbank des FC Bayern gefunden hätte.
"Jetzt fahren wir zuerst nach Berlin und dann fahren wir nach Madrid, Wahnsinn!", entfährt es Helga Badstuber - und es ist nicht klar, ob sie selber dann jeweils auch am Ort des Geschehens sein wird. Gedanklich ist sie auf alle Fälle dabei.
Sohn Holger wird mit hoher Wahrscheinlichkeit aktiv daran mitwirken, wenn der FC Bayern sich anschickt, neben der deutschen Meisterschaft noch nach dem deutschen Pokal und nach der Champions League-Trophäe zu greifen. Sollte dem FCB gar das "Triple" gelingen, würden die Chancen des Roters auf einen Platz im Nationalteam deutlich steigen.
Joachim Löw hält jedenfalls große Stücke auf Badstuber: "Er macht sehr wenig Fehler, hat taktisch ein sehr gutes Verhalten und ist insgesamt immer besser geworden im Laufe des Jahres. Bei den wichtigen Spielen sieht man von außen seine Abgeklärtheit."
Das klingt schon fast so, "als wäre der Aufsteiger aus der Bayern-Jugend auch ohne Einsatz schon fast nicht mehr wegzudenken neben Mertesacker", wie die Frankfurter Allgemeine aktuell analysierte. An Fürsprechern hat es Holger Badstuber auch in der Vergangenheit nicht gemangelt. An erster Stelle ist Trainer Hermann Gerland zu nennen, der Badstuber bei den Bayern-Amateuren eine Zeitlang bewusst im Mittelfeld spielen ließ, um ihn für die "Spieleröffnung" besser zu machen.
Gerlands Chef Louis van Gaal schließlich scheute sich nicht, den brasilianischen Nationalmannschaftskapitän Lucio zugunsten des aufstrebenden Nachwuchsmannes aussortieren zu lassen.
Im Champions League-Finale am 22. Mai gegen Inter Mailand könnte es zu einem Aufeinandertreffen von Badstuber und Lucio kommen.
Und von einem ganz anderen Ort aus wird dann vermutlich der wichtigste Mentor und Förderer erfreut zusehen: Vater Hermann Badstuber, der vergangenes Frühjahr jäh verstorben war - kurz nachdem er noch den Profivertrag für den Filius mit Uli Hoeneß ausgehandelt hatte.