Kaufbeuren | Von alexander Vucko: Auf dem Teppich geblieben

11. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Sparkasse - Kaufbeurens Chefbanker Marschall nimmt Abschied - Als schwäbischer Obmann Sprachrohr der Kreditinstitute in der Region

Vor einem Jahr dachte der Vorstandsvorsitzende der Kreis- und Stadtsparkasse , Johann Marschall, an einen eher ruhigen, lange geplanten Wechsel in den Ruhestand, der nun bevorsteht. Dann schlugen die weltweite Finanzkrise und das Desaster in der Bayerischen Landesbank bis in die Provinz durch. "Ich habe viele Höhen und Tiefen mitgemacht, aber nicht in dieser Dimension", sagt er heute.

Welche Auswirkungen die Finanzkrise auf die regionale Wirtschaft noch haben wird, vermag Marschall nicht zu beurteilen. Auch bleibt das Risiko, dass die bayerischen Sparkassen aufgrund ihrer Beteiligungen an der Landesbank doch noch zur Kasse gebeten werden. Ein Ziel sei vor dem Ende seiner Amtszeit jedoch erreicht worden. "Die Geschäftstätigkeit der Sparkassen ist in keinem Fall betroffen", sagt er. Bevor der Freistaat sein Rettungspaket schnürte, hatte immer auch die Gefahr bestanden, dass die Landesbank ihre Anteileigner mit in die Krise reißt.

Vor 48 Jahren war die Bankenlandschaft noch weniger aufgewühlt. Damals begann Marschall nach der Mittelschule seine Lehre bei der Sparkasse Kaufbeuren in Buchloe (Ostallgäu). "Ich hatte Glück, dass immer jemand da war, der mich gefordert und gefördert hat", so der Bankchef. Von Zeit zu Zeit wollte er in den folgenden Jahrzehnten wechseln, "doch dann tat sich plötzlich wieder ein neues Türchen bei der Kaufbeurer Sparkasse auf".

Berufliche Heimat

Bis auf ein Studium an der Sparkassen-Akademie in Bonn blieb die öffentlich-rechtliche Bank seine berufliche Heimat. 1982 trat Marschall ins Vorstandsgremium ein, 15 Jahre später übernahm er den Vorsitz. Mit seinem Abschied gibt der 64-Jährige nun auch sein Ehrenamt als Obmann der Sparkassen im Regierungsbezirk und als schwäbischer IHK-Vizepräsident ab.

Fordern und fördern blieb seine Prämisse. Das zeigte sich in seinem ausgeprägten Engagement für junge Leute, etwa bei den jährlichen Berufsinformationstagen, im Arbeitskreis Schule-Wirtschaft und bei den Auszubildenden im eigenen Haus, die er als "tollen Nachwuchs" bezeichnet.

Ebenso hat ihn das öffentlich-rechtliche Bankensystem geprägt. Gemeinsam mit den Genossenschaftsinstituten und den privaten Häusern habe sich das oft als altmodisch bezeichnete deutsche Dreisäulenmodell bewährt, ist Marschall überzeugt. "In der Finanzkrise hat die Sparkasse nun auch ihren stabilisierenden Faktor ausgespielt." Sie sei nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, in der Region verwurzelt und dem Gemeinwohl verpflichtet. Das Haus habe auch ein Gesicht in der Öffentlichkeit, "und das ist jeder Mitarbeiter".

Nie über Fusionen nachgedacht

Das alles scheint auch der Grund dafür zu sein, dass Marschall nie ernsthaft über Fusionen mit anderen Sparkassen nachgedacht hat. "Ich sehe darin keinen Vorteil für uns", sagt er. "Wir sollten auf dem Teppich bleiben." Dieses Motto habe immer für ihn gegolten - als Mensch, Mitarbeiter und Vorstandsvorsitzender.