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Auf 1450 Meter regiert Bergler-Virus

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Auf 1450 Meter regiert Bergler-Virus

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    Oberstdorf (sir). Petrus muss ein Oberstdorfer sein, wenn große Feste anstehen, dann scheint die Sonne, frohlockte Bürgermeister Thomas Müller in einem Grußwort auf der Alpe Schrattenwang. Mehrer hundert Besucher erlebten dort, am Söllereck, unter anderem eine Bergmesse mit Pfarrer Peter Guggenberger, ließen sich von den Goldberg-Musikanten und der Trachtengruppe Obermaiselstein unterhalten, genossen den Sonnentag auf 1450 Metern Höhe bei einer zünftigen Brotzeit. Den vom Landwirtschaftsamt Kempten/Lindau initiierten Tag der offenen Alpe eröffnete Landwirtschaftsminister Josef Miller. Er verwies auf die Bedeutung der Alpwirtschaft im Allgäu. In der bäuerlichen Arbeits- und Lebensweise stecke ein Schatz von Erfahrungen, Weisheiten und Kenntnissen. Immerhin rund 30000 Rinder würden Jahr für Jahr auf den 681 Alpen im Allgäu weiden. Auf der Alpe Schrattenwang leben von Juni bis September 20 Milchkühe, sechs Schweine und ein Stier von sechs Bauern aus dem südlichen Oberallgäu. Alles so genanntes Pensionsvieh. Barbara Müller ist von Berufs wegen keine Bäuerin, sondern ausgebildete Bürokauffrau, ihr Ehemann Lkw-Fahrer. Schon als kleines Kind lernte die heute 40-Jährige aber das Leben auf der Alpe Schrattenwang kennen und lieben. Irgendwann hat mich der Bergler-Virus wohl infiziert, lacht die dunkelhaarige Älplerin, die nun den neunten Sommer mit ihrem Ehemann auf der Alpe verbringt.

    Ihre Eltern, Rosmarie und Karl Krumbacher, hatten die Alpe vorher 26 Jahre bewirtschaftet und dort mit den Kindern die Sommermonate verbracht. Als die Eltern gesundheitlich die schwere Arbeit auf der Alpe nicht mehr durchstehen konnten, entschieden sich die Tochter und der Schwiegersohn, die Arbeit auf der Alpe weiter zu führen. Karl Krumbacher, der letzten Sommer verstarb, hatte seinem Schwiegersohn auch das Käsen beigebracht. Es hat Tradition, dass auf der Alpe Schrattenwang täglich ein Laib Bergkäse produziert wird. Mit Herz und Verstand, nach alter Väter Sitte, betreiben die Müllers die Alpe und versorgen zusammen mit einem Hirten das Vieh, das Mitte Juni aufziehen wird. Vor einigen Jahren wurde der Stall neu gebaut. Das sei trotz Zuschüssen eine hohe Investition gewesen, pflichtet Thea Joas, Besitzerin der Alpe, bei. Seit 110 Jahren gehört die Alpe der Familie Jauss/Joas. Pächter und Besitzer verbindet ein gutes Miteinander. Auch einige Beschläger halten der Alpe Schrattenwang und den Älplern schon seit 30 und mehr Jahren die Treue, beispielsweise Josef Thannheimer, Quirin Alt und Alfred Hummel. Das Pächterehepaar bedankte sich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit bei den Besitzern, den Beschlägern und auch den Zulieferern mit einer von Hand geschmiedeten und von einem Kunstmaler verzierten Pfanne. Das Wichtigste ist jetzt, dass der Alpsommer unfallfrei verläuft, wünschte sich Barbara Müller. Auch Pfarrer Guggenberger hatte in seiner Predigt um den Segen Gottes für einen unfallfreien Alpsommer gebeten.

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