Kempten (mdu). - 'An dieser Schule hätte auch Pippi Lang-strumpf ihren Spaß', staunte Regierungsdirektor Robert Eiden beim Besuch des Astrid-Lindgren-Hauses, das mit einem Festakt sein 20-jähriges Bestehen feierte. 160 körper- und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche zwischen drei und 21 Jahren aus dem gesamten Allgäu besuchen die Einrichtung der Körperbehinderten Allgäu g Gmb H in Kempten-Thingers, die aus Schulvorbereitung, Schule, heilpädagogischer Tagesstätte und Therapieabteilungen besteht. Für Kooperation plädierte vor 180 Festgästen Professor Dr. Reinhard Lelgemann (Uni Würzburg). Er erinnerte an die Anfänge der Körperbehinderten-Pädagogik vor rund 100 Jahren und die 'gewaltigen Fortschritte in den letzten 20 Jahren' und warnte die Kostenträger der Einrichtungen davor, Schule und Therapie auseinander zu dividieren.
Chance auf selbstbestimmtes Leben'Hier erhalten behinderte Kinder und Jugendliche eine neue Chance auf ein selbstbestimmtes Leben', meinte Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer. Dr. Klaus Hunold, Vorsitzender des Vereins für Körperbehinderte Allgäu, dankte der Stadt und dem Landkreis Oberallgäu für das 'Verständnis und die Hilfsbereitschaft' in den vergangenen 20 Jahren. Geschäftsführer Reinhold Scharpf erinnerte an die Anfänge des Vereins für Körperbehinderte, der 1958 in Augsburg als 'Verein zur Förderung spastisch gelähmter Kinder' gegründet und später nach Kempten verlegt worden war. 1970 wurde für sie vom 'Spastikerverein' in Kempten eine Tagesstätte gegründet. 1978 besuchten Körperbehinderte eine Klasse an der Tom-Mutters-Schule. Ab 1981 gab es Schulklassen in Waltenhofen und Memhölz. Die 1986 eingeweihte Astrid-Lindgren-Schule wurde 1998 zur Teilhauptschule und 1999 durch einen Neubau erweitert. 130 Mitarbeiter beschäftigt das Haus. 'Die Politiker wären gut beraten, sich solche Einrichtungen anzusehen', meinte der Leiter der Ersatzkassenverbände in Bayern, Christian Bredl, und stellte klar, dass weitere Leistungseinschränkungen durch die Politik nicht hinnehmbar seien. 'Gerade medizinisch-therapeutische Fördermittel sind für unsere Kinder wichtig', betonte die Leiterin des Astrid-Lindgren-Hauses, Angela Wodraschke-Hanke.'Unsere Tochter freute sich jeden Tag auf Erzieher, Lehrer und Mitschüler', so Elternvertreter Ludwig König, dessen Tochter 15 Jahre lang das Haus besuchte und in einer Körperbehinderten-Wohngemeinschaft im Centrum Viva lebt. Umrahmt wurde der Festakt von Tanz- und Theaterdarbietungen der Schüler sowie einem Film von Schulleiter Dr. Thomas Störmer. Kurt Dambeck, Geschäftsführer der Kemptener Firma Dambeck, überreichte Reinhold Scharpf einen Scheck über 500 Euro.