Am Schluss seines Vortrages 'Huimat isch historische Überlegungen zur Ausprägung einer Allgäuer Identität' an der Volkshochschule Füssen gestand Gerhard Klein ein gewisses Dilemma ein. Es bildete gleichzeitig das Fazit seiner fast eineinhalbstündigen Ausführungen vor neun Besuchern. Nach Einschätzung des Archivpflegers des Landkreises Oberallgäu kann man zurzeit 'eigentlich nicht ausmachen, was das Allgäu ausmacht'. Vorher tat sich der Lehrer für Geschichte am Gymnasium Immenstadt schwer, eine eindeutige Allgäuer Identität zu beschreiben.
So erklärte Klein, dass das Heimatthema zwar 'immer noch aktuell' sei, dabei jedoch 'ein sehr komplexes Gebiet' darstelle. Und während er selbst zu Beginn seines Vortrags fragte: 'Was ist eigentlich das Allgäu?', präsentierte er den Zuhörern verschiedene Deutungsversuche diverser Autoren, die sich sinngemäß mit dieser Frage beschäftigt hatten. Dabei führte er unter anderem den Historiker und Archivar Franz Ludwig Baumann ins Feld, der sich laut Klein 'auf den Volksgeist bezogen' hat, 'nach dem er gewisse Grenzen fürs Allgäu gezogen hatte.' Ihm ähnlich habe es später auch der frühere Kemptener Oberbürgermeister Otto Merkt getan, dessen Versuch einer Heimatbestimmung für das Allgäu sich an die von Baumann definierten Grenzen angelehnt habe.
Nach Aussage Kleins sei es dabei allerdings 'schwierig nachzuvollziehen, wie Baumann auf diese Definition kam.' Mehr als Landschaftsbegriff habe dagegen der Autor Ulrich Crämer das Allgäu gesehen, der auch die Bezeichnung eines 'Ur-Allgäus' geprägt habe, die die Region 'aus siedlungstechnischen Gründen' erst ab 730 als bekannt erscheinen lasse.
In heutiger Zeit nimmt nach Klein vor allem 'die wirtschaftliche Vermarktung des Begriffs Allgäu' zu, die 'ein positives Allgäu-Image immer mehr für Werbezwecke' benutze.
Und während so auch heutzutage 'immer wieder neue Facetten des Allgäu-Begriffs geboren' würden, gab Klein schließlich zu, dass er 'keine endgültige Theorie zu diesem Thema bieten' könne, 'da das Ganze zu komplex ist'. Deswegen zitierte er den Kabarettisten Maxi Schafroth: 'Es gibt a Land, da woiß koiner, wo’s a’fangt und wo’s aufhört.'
