Marktoberdorf | sg | Gesichtet, geordnet und verzeichnet ist jetzt das Schriftgut der Marktoberdorfer Ortsteile, die zwischen 1972 und 1978 in die Kreisstadt Marktoberdorf eingemeindet wurden. Sie stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung im Marktoberdorfer Künstlerhaus, die die Archivarin Ursula Thamm unter ganz besonderen Gesichtspunkten zusammengestellt hat. Obwohl die Ausstellung mit dem Titel 'Die Macht der Akten' erst am morgigen Sonntag eröffnet wird, konnten Bürgermeister und Sponsoren vorab bereits einen Blick hinein werfen.
'Archive sind Orte der Erinnerung', sagte Ursula Thamm zu Beginn ihrer Führung. Ließe man die alten Akten im Dunkeln, so bliebe auch unsere Geschichte im Verborgenen. Das Wissen um sie aber ermögliche erst die Identifikation mit der Heimat. Damit jeder Einblick in diese Akten nehmen kann, wurden sie zum großen Teil transskribiert, das heißt von der deutschen Schrift in die heute gängige übertragen.
Der Rundgang beginnt in Geisenried. Hier erzählen die alten Schriftstücke von einem Streit, den die Hattenhofener über Jahrzehnte mit dem Geisenrieder Pfarrer ausgetragen haben und der als 'Fall Angerer' in die Geschichte einging. Auch die Schulgeschichte wird am Beispiel Geisenrieds lebendig.
Rundgang startet in Sulzschneid
Am meisten historische Akten kamen aus Sulzschneid, gleichzeitig stellen sie die älteste Schrift aus dem Jahr 1551 und mit dem Weide- und Triebsbrief vom Jahr 1670 das Schmuckstück der Ausstellung. Aus den Akten geht auch hervor, dass zwischen 1922 und 1934 fast alle Handwerksberufe in Sulzschneid vertreten waren. Der Rundgang führt weiter im 1. Stock weiter nach Leuterschach und seinem Feuerwehrwesen und nach Rieder, wo Belege die Entstehung des Gemeinwesens aufzeigen. Um die Zähmung der Wertach geht es in der Abteilung 'Thalhofen' und wie schwierig der Weg zur modernen Wasserversorgung war, ist anhand von Dokumenten aus Bertoldshofen zu sehen. Natürlich gibt es darüber hinaus noch vieles mehr zu entdecken. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle.
Eröffnet wird die Ausstellung im morgen, Sonntag, um 11 Uhr, mit Vorträgen des ehemaligen Bezirkstagspräsidenten Dr. Georg Simnacher und des Leiters des Staatsarchivs Augsburg, Dr. Peter Fleischmann. Sie werden das Thema von archivischer und verwaltungstechnischer Seite beleuchten (Öffnungszeiten bis 16. September samstags, sonn- und feiertags von 14 bis 18 Uhr, dienstags bis freitags 15 bis 18 Uhr. Eintritt 3 Euro, der kleine Katalog zur Ausstellung ist für einen Euro zu erwerben.