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Arbeiten für sieben Euro, kein Geld bei Krankheit

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Arbeiten für sieben Euro, kein Geld bei Krankheit

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    Von Stefanie Heckel|KemptenZehn Stunden arbeitet die Mini-Jobberin in der Woche, bedient Kunden in einem der 90 Geschäfte im Forum Allgäu. Ihr Lohn: Sieben Euro in der Stunde - viel zu wenig nach Ansicht der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Diese hat in den vergangenen Wochen eine Umfrage- und Fragebogenaktion bei den Beschäftigten der Läden im Forum durchgeführt. Niedrige Löhne, unbezahlte Überstunden, kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld - das alles habe die Aktion zu Tage gefördert. Insgesamt, so bilanziert Gewerkschafter Werner Röll nach der Umfrage, hätten 90 Prozent der Befragten untertarifliche Bezahlung angegeben.

    Wie viele andere Befragte hat die Mini-Jobberin ihren Namen und den ihres Arbeitgebers nicht genannt - zu groß ist die Angst vor Konsequenzen, vor der Kündigung. Wie bei einer weiteren Beschäftigten, die ebenfalls sieben Euro in der Stunde bekommt. Und nicht nur das: Werde sie krank, zahle ihr Arbeitgeber den Lohn nicht weiter - so jedenfalls erklärt die Frau im Fragebogen. 'Das ist ein klarer Gesetzesverstoß', erläutert Verdi-Gewerkschaftssekretär Röll. Denn nicht nur Vollzeitkräfte hätten einen gesetzlichen Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, sondern auch Teilzeitkräfte und Mini-Jobber. Zwischen sieben und acht Euro, so weiß Röll nach Auswertung der Fragebögen, würden die meisten Beschäftigten im Forum in der Stunde erhalten. 'Im schlimmsten Fall bekam jemand aus dem Einzelhandel einen Stundenlohn von rund 6,10 Euro', erzählt Röll.

    'Die Dreistigkeit wird in diesem Bereich immer größer', ergänzt er. Gerade im Einzelhandel gebe es zudem das Problem, dass die Beschäftigten vor der Öffnung des Ladens und nach dessen Schließung am Abend noch länger bei der Arbeit bleiben müssten. 'Gezahlt wird diese Mehrarbeit - meist etwa eine Stunde am Tag - in vielen Fällen nicht', so Röll. Auch deshalb, weil viele Beschäftigte aus Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes jede Konfrontation scheuen würden.

    Und wie steht man im Forum zu den Ergebnissen? Laut Centermanager Oliver Kraft hat man dort durchaus Interesse daran, dass 'die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten gut sind'. Da er bislang noch nichts wusste von der Umfrage der Gewerkschaft, will er sich erst mal näher über deren Ergebnisse informieren. 'Dann kann man die Fakten prüfen und sehen, ob Handlungsbedarf besteht', erklärt er. Kraft kann sich vorstellen, im Einzelfall das Gespräch mit Arbeitgebern im Forum zu suchen.

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