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Arbeit ist keine Schande

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Arbeit ist keine Schande

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    Pfarrer Losinger beim Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft Kaufbeuren Kaufbeuren/Ostallgäu (hzm).'Arbeit ist keine Schande und keine Plage. Aber auch der Mensch, der nicht, noch nicht oder nicht mehr arbeiten kann, besitzt die gleiche unveräußerliche menschliche Würde wie der arbeitende Mensch.' Kernsätze aus dem Vortrag, den der Irseer Pfarrer Dr. Anton Losinger beim Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft Kaufbeuren hielt. Weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung war die Ehrung von zirka 50 Handwerkern aus Kaufbeuren und dem ganzen Ostallgäu.

    Zum Empfang im Haus St. Martin war auch der Präsident der Handwerkskammer für Schwaben, Manfred Rudel, nach Kaufbeuren gekommen. Außer ihm begrüßte Kreishandwerksmeister Anton Osswald noch den CSU-Bundestagsabgeordneten Kurt Rossmanith, Oberbürgermeister Andreas Knie und Bezirksrat Gerhard Funke besonders. Knie verwies in seinem Grußwort auf die in den kommenden Jahren anstehenden Bauten in Kaufbeuren hin, die den Handwerkern genügend Arbeit bringen dürften.

    Der Vortrag von Pfarrer Losinger, der außer im Fach Theologie auch in Volkswirtschaft über das Thema Investivlohn eine Doktorarbeit geschrieben hat, drehte sich um 'Sinn und Zukunft der Arbeit'. In einem kulturgeschichtlichen Rückblick erinnerte er daran, dass in alten Hochkulturländern wie Ägypten, Griechenland und Rom die Arbeit den Sklaven, unfreien Handwerkern und niederen Schichten überlassen wurde. Zitat Mehr als das Sachkapital wird das Humankapital über den Zukunftserfolg von Unternehmungen entscheiden. Dr. Dr. Anton Losinger, Pfarrer von Irsee

    Die christlich-abendländische Tradition sieht dagegen schon im Schöpfungsbericht des Alten Testamentes Gott als Arbeiter. 'Von Gott persönlich erhält auch der Mensch den Auftrag, zu arbeiten.' Der heilige Benedikt von Nursia habe im 5. Jahrhundert mit seiner Ordensregel 'Ora et labora ­ bete und arbeite' das Arbeitsethos bis in die Neuzeit hinein bestimmt. Produktive Arbeit, so Losinger, lasse den Menschen Lebenssinn erfahren; sie sei auch die Voraussetzung für die Gestaltung der Gesellschaftsordnung, weil sie den Finanzierungsrahmen bereitstelle. Bei alledem dürfe man aber nicht übersehen: 'Der Mensch ist nicht für die Arbeit da, sondern die Arbeit für den Menschen!' Losinger verwies auf Untersuchungen bei Audi in Ingolstadt und bei der Champignon-Käserei in Kempten, wonach eine Arbeitsorganisation auf der Basis von Eigenverantwortung und partnerschaftlicher Einbeziehung aller Mitarbeiter nicht nur ein besseres Betriebsklima, sondern auch eine Steigerung der Produktivität bewirkte. Folgerichtig richte sich das Hauptinteresse moderner Führungsstrategien 'mehr auf das teure Humanvermögen als ausschließlich auf meß- und rechenbare Verfahren oder kurzsichtige Kosteneffekte.'

    Bevor er zusammen mit Osswald die Ehrennadeln und Urkunden überreichte, ging Präsident Rudel kurz auf eine gemeinsame Sitzung der Spitzen der Handwerkskammer mit den schwäbischen Kreishandwerksmeistern in Bad Wörishofen ein. Die auch in Kaufbeuren notwendige Trennung von Geschäftsführung der Kreishandwerkerschaft und Leitung der Betriebsberatungsstelle der Kammer 'erfordert neue Überlegungen, stellt aber auch eine Chance dar'.

    Laut Osswald wird es demnächst Gespräche mit den Kreishandwerkerschaften Kempten und Memmingen über eine Zusammenarbeit bei der Geschäftsführung geben. Für einen Zusammenschluss der Kreishanderwerkschaften Kaufbeuren und Füssen-Marktoberdorf ist laut Osswald die Zeit noch nicht reif.

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